Meeresboden wird Langzeitdeponie für Plastikmüll
Archivmeldung vom 11.02.2016
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittWeder klassische Tüten aus Polyethylen noch sogenannte kompostierbare Kunststofftüten verändern sich nach 100 Tagen im Meeresboden. Zu diesem Fazit kommen Forscher des GEOMAR Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung Kiel, der Universität zu Kiel und des Kieler Exzellenzclusters "Ozean der Zukunft".
Der in Fachzeitschrift "Marine Pollution Bulletin" veröffentlichten Studie nach haben Bakterien die kompostierbaren Tüten zwar deutlich schneller besiedelt. "Ein Abbau oder auch nur eine Veränderung des Materials war bei beiden Tüten nach 100 Tagen aber nicht feststellbar", unterstreicht Erstautorin Alice Nauendorf. Für die Untersuchungen wurden Sedimentproben aus der Eckernförder Bucht in der westlichen Ostsee genutzt.
"In den oberen Schichten dieser Sedimentproben war noch Sauerstoff vorhanden, in den unteren nicht. Das ist typisch für Meeresböden weltweit", erklärt Meeresbiologin Nauendorf weiter und ergänzt: "Diese Schichten unterscheiden sich auch in den Bakterienarten, die dort leben." Im Labor wurden die beiden Tütensorten in jeweils sauerstoffhaltigem und sauerstoffarmen Sediment für rund 100 Tage eingelagert.
"Biologisch abbaubares Polyester"
Dem Team nach besteht die sogenannte kompostierbare Tüte nach Angaben des Herstellers aus biologisch abbaubarem Polyester, aus Maisstärke sowie aus nicht näher bezeichneten Inhaltsstoffen. "Wir konnten deutlich sehen, dass die kompostierbaren Tüten stärker mit Bakterien besiedelt waren - in den sauerstoffhaltigen Schichten fünfmal stärker, in den sauerstofffreien Schichten sogar achtmal stärker als die Polyethylen-Tüte", sagt Nauendorf.
Die Tests zeigen auch, dass sich das Material beider Tüten über den Analysezeitraum nicht verändert hat. "Es gab weder eine Gewichtsabnahme noch chemische Veränderungen. Demnach hat also kein Abbau stattgefunden", fügt Tina Treude, Hauptautorin der Studie, hinzu. Der genaue Grund für die unterschiedliche Besiedlung mit Bakterien ist noch offen. "Wir konnten in der Polyethylen-Tüte einen antibakteriellen Stoff nachweisen. Möglicherweise hat er eine intensivere Besiedlung durch Bakterien unterbunden", meint Nauendorf abschließend.
Quelle: www.pressetext.com/Florian Fügemann