Wanderer statt Waisenkinder: Lassen Sie den Igelnachwuchs ziehen er erobert nur ihren Garten
Archivmeldung vom 08.09.2018
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Freigeschaltet durch André OttIm September werden Gärten und Stadtparks zur Kinderstube für Wildtiere. Die Igeljungen sind jetzt geboren. Ihre Stacheln sind noch weich, aber ihr Geruchssinn ist bereits gut ausgeprägt. Nach Ende einer sechswöchigen Säugezeit gehen die jungen Braunbrustigel ohne ihre Mutter auf Entdeckungsreise. Igel lieben die Großstadt: Hier können sie nach Herzenslust in Kompost- und Laubhaufen nach Regenwürmern, Maden, Käfern und Kellerasseln wühlen und weggeworfene Nahrungsreste neben Mülleimern verspeisen.
"Ist ein Igelkind zu übermütig, verliert es bei solchen Verlockungen schon mal den Überblick und findet den Weg zum Nest nicht mehr zurück. Mit leisen Pieplauten ruft es dann nach seiner Mutter", sagt Moritz Franz-Gerstein, Natur- und Artenschützer der Deutschen Wildtier Stiftung. Die alleinerziehende Igelin hört die Hilferufe. Sie eilt schnaufend herbei und sammelt ihren verloren gegangenen Weltenbummler wieder ein. Manchmal sitzt ein verirrtes Igelkind auch tagsüber auf dem Rasen. "Da kann man durchaus stutzig werden. Denn Igel sind fast immer dämmerungs- und nachtaktiv. Doch in der Regel ist auch dieser Tagesgast kein Waisenkind", betont der Experte.
Viele der aufgefundenen Igel brauchen unsere Hilfe nicht. "Wer einen Igel sieht und sich Sorgen macht, sollte zunächst sicherstellen, ob ihm wirklich etwas fehlt. Nur wenn das der Fall ist, darf das Tier aus der Natur entnommen werden. Verwaiste Igelsäuglinge erkennen Sie daran, dass die Mutter auch nach mehreren Stunden nicht auftaucht", erläutert Franz-Gerstein.
Kranke Igel sind häufig unsicher auf den Beinen, wirken teilweise apathisch, rollen sich bei Gefahr oft nicht mehr ein, bleiben an einem Fleck sitzen. Parasiten, Verletzungen, Viren oder Fieber können die Ursache für dieses Verhalten sein. "Keinesfalls sollten Sie einem Igel Milch geben", so der Artenschützer. Wer einen hilfebedürftigen Igel findet, sollte einen Tierarzt oder eine Igelstation aufsuchen. "Hier erfolgt die Erstversorgung, und der Finder kann wichtige Informationen zur richtigen Pflege und Handhabung bekommen."
Quelle: Deutsche Wildtier Stiftung (ots)