Deutscher Wetterdienst: Neue Fakten zum Klimawandel in Deutschland
Archivmeldung vom 25.04.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt„Der Klimawandel ist eine Tatsache. Schon jetzt steht fest: Die Veränderung des Klimas wird einen nachhaltigen Einfluss auf unsere hochindustrialisierte Gesellschaft haben. Wir alle müssen lernen, mit den Konsequenzen dieser Klimaänderung zu leben und uns anzupassen.“ Das erklärte Wolfgang Kusch, Präsident des Deutschen Wetterdienstes (DWD) bei einer Pressekonferenz der Bundesbehörde in Berlin.
Die notwendige Anpassung sei nicht zum
Nulltarif zu haben. Es werde Verlierer und Gewinner geben. Nur mit
detaillierten Beobachtungsergebnissen - also Fakten – würden die
notwendigen politischen Entscheidungen, die uns der Klimawandel
aufzwinge, breite Akzeptanz finden. „Diese Fakten sammelt, archiviert
und bewertet der Deutsche Wetterdienst als Nationales
Klimadatenzentrum der Bundesrepublik Deutschland“, betonte Kusch.
Klimawandel in Deutschland im Detail
Die Auswertung der Daten seit 1901 zeige, dass die Dekade 1990 bis
1999 in Deutschland das wärmste Jahrzehnt des gesamten 20.
Jahrhunderts gewesen sei. Fünf der insgesamt zehn wärmsten Jahre des
20. Jahrhunderts gehören in diese Zeitspanne. Auch in den ersten
sechs Jahren des 21. Jahrhunderts war es stets wärmer als im
langjährigen Mittel, das bei 8,2°C liegt. Spitzenreiter seit 1901 war
2000 mit 9,9°C. Das zurückliegende Jahr 2006 lag mit 9,5°C auf dem 5.
Rang. Insgesamt ergibt sich für die Jahresmitteltemperatur in
Deutschland seit 1901 ein Anstieg von knapp 0,9 Grad.
Der vom DWD beobachtete Temperaturanstieg in Deutschland war aber
nicht gleichmäßig. So zeigt der Frühling seit 1901 insgesamt einen
schwachen Anstieg von 0,6 Grad. Der Sommer trägt mit rund 1,0 Grad
deutlich mehr zum Gesamttrend bei. Der Herbst zeigt den stärksten
jahreszeitlichen Temperaturanstieg mit 1,1 Grad. Für den Winter
ergibt sich ein Zuwachs um 0,8 Grad.
Bei den jährlichen Niederschlagsmengen in Deutschland zeigt sich ein
Anstieg von rund neun Prozent. Dieser sei jedoch aufgrund der großen
natürlichen Schwankungen statistisch gesehen nicht signifikant.
Allerdings fiel in zehn der vergangenen 15 Jahre überdurchschnittlich
viel Niederschlag. Das Jahr 2002 mit der Elbeflut war das
niederschlagsreichste seit 1901. Ein Vergleich der Jahreszeiten
ergibt für den Frühling einen zunehmenden Trend von knapp 14 Prozent,
für den Monat März sogar von 31 Prozent. Dies dürfte, so Kusch,
besonders für die Landwirtschaft von Interesse sein. Für den Sommer
sei kein Trend erkennbar. Allerdings scheine sich die
Niederschlagscharakteristik zu verändern. An vielen Stationen des DWD
wurde eine Zunahme von Starkniederschlägen mit mehr als 30 Litern pro
Quadratmeter zu Lasten des ‚sommerlichen Landregens’ beobachtet.
Solche Starkniederschläge stellten zunehmend ein Problem für die
städtischen Abwassersysteme dar. Auch für den Herbst ist kein
signifikanter Trend erkennbar. Der Winterniederschlag zeigt die
höchste Zunahme mit etwa 20 Prozent. Es gebe auch Unterschiede
innerhalb von Deutschland. Die Zunahme im Jahresmittel sei vor allem
auf West- und Süddeutschland beschränkt. Nur im Winter finde man in
allen Bundesländern ein Plus an Niederschlägen.
Eine Erdatmosphäre, die sich weiter aufheizt, wird in der Lage sein,
mehr Feuchtigkeit aufzunehmen. Aus physikalischen Gründen muss dies
zu häufigeren extremen Wetterereignissen, wie schweren Gewittern oder
Hagel, führen. Bislang sei jedoch, mit Ausnahme der sommerlichen
Starkniederschläge, weder eine Zu- noch eine Abnahme solcher
Unwetterereignisse nachweisbar.
Wachsende Risiken durch den Klimawandel
Mit dem Klimawandel seien, unterstrich Kusch, wachsende Risiken für
die Gesundheit der Menschen verbunden. So könne die erwartete Zunahme
der Häufigkeit und Intensität von Hitzewellen, wie Deutschland sie im
Sommer 2003 erlebt hat, zu zahlreichen Todesfällen führen. Der DWD
habe deshalb frühzeitig auf solche Gefahren mit der Einführung
bundesweiter Hitze- und UV-Warnungen reagiert. Diese Angebote können
über das Internetangebot des DWD kostenlos bezogen werden.
In den Städten müsse man künftig auch aufgrund der Temperaturerhöhung
mit einem stärkeren Wärmeinseleffekt rechnen. Die Bedeutung der
Frischluftschneisen werde deshalb wachsen. Architekten müssten neue
Bebauungskonzepte – zum Beispiel mit einer gezielten Beschattung von
Fußwegen im Sommer - entwickeln.
Die Niederschläge werden laut DWD in Deutschland im Sommer im Mittel
zwar abnehmen. Gleichzeitig sei aber mit zunehmend heftigen Gewittern
zu rechnen. Sie können zu starken lokalen Überschwemmungen führen. Im
Winter nehmen die Niederschläge dagegen im Mittel zu. Allerdings
werden sie meistens als Regen und nicht als Schnee fallen. Die
Schneefallgrenze wird steigen. Wintersport werde deshalb in vielen
Gebieten seltener als bisher möglich sein.
Es komme nun darauf an, auch die künftigen Folgen der Klimaänderung
exakt abzuschätzen. Der Deutsche Wetterdienst habe deshalb begonnen,
die Auswirkungen der Klimaveränderung auf den Menschen und seine
Lebensumgebung detailliert zu modellieren. Kusch: „Unser Ziel ist,
die Auswirkungen des Klimawandels für unterschiedliche Aspekte
unseres Lebens so zu prognostizieren und aufzubereiten, dass damit
die Politik, Behörden, Architekten oder Ärzte ganz praktisch arbeiten
können.“
Quelle: Pressemitteilung Deutscher Wetterdienst