X-tausendmal quer: Regierung darf Druck der AKW-Betreiber nicht nachgeben
Archivmeldung vom 17.05.2011
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie Betreiber der derzeit durch das Atom-Moratorium heruntergefahrenen Atomkraftwerke üben Druck auf die Bundesregierung aus, die Alt-Meiler nicht endgültig stillzulegen. Nach Medienberichten erklären die Energiekonzerne, es sei sicherer, die alten AKW noch länger weiterlaufen zu lassen, als deren Brennstäbe in Abklingbecken zu lagern.
Dazu erklärt Luise Neumann-Cosel, Pressesprecherin von X-tausendmal quer: „Das Vorgehen der AKW-Betreiber ist mehr als durchsichtig. Sie wollen Zeit gewinnen, bis die Bilder aus Fukushima verblasst sind. Zu behaupten, laufende AKW seien sicherer als abgeschaltete, ist an Dreistigkeit kaum noch zu überbieten. Nun wird sich zeigen, wie glaubwürdig die Bundesregierung ist: Wenn sie der unberechtigten Forderung der Atomkonzerne nachgibt, wird deutlich, wer in Deutschland die Energiepolitik macht.
Sollte die Bundesregierung die alten Atomkraftwerke wieder in Betrieb nehmen wollen, werden X-tausende Menschen am AKW Biblis das Wiederanfahren gewaltfrei blockieren. Seit Monaten fordern Hunderttausende bei Demonstrationen einen sofortigen Ausstieg aus der Risikotechnologie Atomkraft. Wir werden nicht dulden, dass Reaktoren wieder angefahren werden.“
Ab dem 11. Juni findet in Biblis ein großes Camp zur Vorbereitung der Blockaden statt. Auch am AKW-Standort Brokdorf werden Blockaden stattfinden.
Atomkraftwerke weiter laufen lassen ist verantwortungslos
Kurz vor Beginn der Tagung des Deutschen Atomforums übergaben die Anti-Atom-Organisation .ausgestrahlt und das Tollwood Kulturfestival am gestrigen Montag mehr als 25.000 kleine Atommüllfässer als eindrucksvolles Zeichen des Protestes an die politisch Verantwortlichen in Berlin. Vor dem Bundeskanzleramt errichteten sie ein vier Meter hohes, symbolisches Atomkraftwerk sowie ein symbolisches Endlager, das mit den von engagierten Bürgern unterzeichneten Atommüllfässern bestückt wurde. Im Anschluss daran übergaben .ausgestrahlt und Tollwood die Atommüllfässer an das Bundeskanzleramt.
„Jedes laufende Atomkraftwerk ist eine tickende Zeitbombe und produziert hochgiftigen Atommüll, der nicht sicher gelagert werden kann. Dass die Bundesregierung ernsthaft darüber nachdenkt, die Hälfte der deutschen Reaktoren noch mindestens zehn Jahre weiter laufen zu lassen, ist verantwortungslos. Kein Reaktor ist sicher – das zeigen die Atomkatastrophen von Tschernobyl und Fukushima. Die Bundesbürger wollen die Verantwortung für die Atompolitik der Bundesregierung nicht übernehmen. Deshalb bringen wir den Atommüll zurück zu Frau Merkel ins Bundeskanzleramt“, erläuterte Stefan Diefenbach-Trommer von .ausgestrahlt.
„Die Bürgerproteste infolge der Laufzeitverlängerung deutscher Atomkraftwerke sind mit der Atomkatastrophe von Fukushima zu einer bundesweiten Anti-Atom-Bewegung angewachsen. Bundeskanzlerin Angela Merkel kann nicht länger ignorieren, dass die Mehrheit der Bundesbürger den sofortigen Ausstieg aus der gefährlichen Atomkraft und den Umstieg auf Erneuerbare Energien fordert“, sagte Stephanie Weigel, Leiterin der Umweltprojekte von Tollwood.
Bereits bis Dezember 2010 hatten mehr als 250.000 Bundesbürger den Appell „Atomkraft abschalten“ unterschrieben, den die Anti-Atom-Organisation .ausgestrahlt und das Kampagnen-Netzwerk Campact gegen die dann von der Bundesregierung im Herbst 2010 beschlossene Laufzeitverlängerung deutscher Atomkraftwerke gestartet hatten. Das Münchner Tollwood Kulturfestival unterstützte diese Aktion und startete zusammen mit .ausgestrahlt die Mitmach-Aktion „Return to Sender! Nein zur Atomkraft“. Während des Winterfestivals unterschrieben innerhalb von nur vier Wochen zigtausend Festivalbesucher den Appell „Atomkraft abschalten“, mehr als 25.000 Bürger unterzeichneten persönlich ein kleines, an Bundeskanzlerin Angela Merkel adressiertes „Atommüllfass“ als Zeichen ihres Protestes.
Schon vor dem Atomunfall in Japan machten die Bürgerinnen und Bürger damit eindrucksvoll deutlich, dass sie – wie die Mehrheit der Bevölkerung – nicht mehr länger bereit sind, die unkalkulierbaren und gefährlichen Konsequenzen der Atompolitik der Bundesregierung mitzutragen. Wie viele Atomkraftwerke die schwarz-gelbe Koalition nach Ende des Moratoriums stilllegen will, ist noch offen. Die Details werden in Geheimrunden verhandelt. Keines der deutschen Atomkraftwerke ist gegen einen Super-GAU gefeit. Zwar sind die Sicherheitsrisiken der einzelnen Atomkraftwerke unterschiedlich zu bewerten – eine Politik des „Es wird schon nichts passieren“ ist jedoch in höchstem Maße unverantwortlich und darf es spätestens seit der Atomkatastrophe von Fukushima nicht mehr geben. „Die Bundesregierung kann und darf ihre Atompolitik nicht weiterhin an den wirtschaftlichen Interessen der Atomkraftwerksbetreiber ausrichten, die mit ihren abgeschriebenen Atomkraftwerken Millionen verdienen,“ sagte Stefan Diefenbach-Trommer von .ausgestrahlt vor dem Hintergrund der am heutigen Dienstag in Berlin beginnenden „Jahrestagung Kerntechnik“. "Dass die Atomlobby wieder Morgenluft schnuppert und versucht, AKW in Deutschland als sicher darzustellen, ist schamlos."
Die Anti-AKW-Bewegung plant für den 28. Mai Großdemonstrationen in 21 Städten, um zu verdeutlichen, dass die Mehrheit der Bevölkerung ernsthafte Konsequenzen aus Fukushima fordert. Zigtausende Menschen werden fordern: „Atomkraft: Schluss!“ Eine Woche später will die Bundesregierung Gesetzesentwürfe für den Bundestag zur Zukunft der Atomenergie beschließen.
Quelle: X-tausendmal quer / .ausgestrahlt.de