Dreibeiniger Tiger überlebt im Dschungel
Archivmeldung vom 05.07.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie WWF-Experten staunten nicht schlecht, als sie die Bilder der WWF-Fotofalle auswerteten: Mitten im indonesischen Nationalpark Tesso Nilo auf der Insel Sumatra hatte die Kamera nachts Bilder eines dreibeinigen Tigers aufgenommen. Die vier Fotos zeigen deutlich, dass dem Sumatratiger die Pfote des rechten Vorderbeins fehlt.
„Im November 2006 haben wir eine illegale Falle aufgespürt, in der wir ein Stück Tigerbein fanden“, sagt WWF-Expertin Nina Griesshammer. „Offensichtlich hat sich dieser Tiger eine Pfote abgebissen, um sich zu befreien.“ Das Tier scheint gut zurechtzukommen: Es ist wohl genährt und wirkt auf den Fotos gesund. Von allen Tiger-Unterarten sind Sumatratiger mit weniger als 400 Tieren am stärksten bedroht. Weltweit leben insgesamt nur noch maximal 7.000 Tiger in freier Wildbahn.
Sumatratiger kommen ausschließlich auf der indonesischen Insel
Sumatra vor, wo sie erbarmungslos von Wilderern gejagt werden. Zugleich wird ihr
Lebensraum immer kleiner, weil der für sie überlebenswichtige Dschungel von
Landwirtschaft, Palmölplantagen und Holzplantagen für die Papierindustrie
zerstört wird. „Die Fallen bereiten uns zunehmend Sorgen”, sagt WWF-Expertin
Griesshammer. „Wenigstens in einem Nationalpark müssen bedrohte Tierarten eine
sichere Zuflucht haben.” Die Fallen bürgen zudem die Gefahr, dass es zu
Konflikten zwischen Mensch und Tier komme: „Verkrüppelte oder kranke Tiger
können nicht normal ihrer Beute nachstellen. Sie machen sich stattdessen in
Siedlungen über die leicht zu fangenden Nutztiere her und können, wenn ihnen
dabei ein Mensch in die Quere kommt, natürlich auch für ihn gefährlich werden.“
Damit stehe die Akzeptanz der Raubkatzen in ihrem nur noch kleinen
Verbreitungsgebiet auf dem Spiel.
Nach Angaben des WWF ist der Bestand der Sumatratiger derart
klein, dass der Tod jedes Tieres einen riesigen Verlust darstellt. „Wir können
es uns nicht leisten, auch nur einen Tiger an eine Falle zu verlieren“, erklärt
Nina Griesshammer. „Wir brauchen jedes einzelne Tier, um die Zukunft der
Sumatratiger zu sichern.“ Der WWF arbeitet gemeinsam mit der Nationalparkleitung
von Tesso Nilo und den Behörden daran, die Menschen vor Ort auf die Seite des
Tigers zu ziehen. Unter anderem leistet der WWF Aufklärungsarbeit und
patrouilliert mit Anti-Wilderer-Teams. Seit 2005 wurden über einhundert illegale
Fallen beschlagnahmt, 75 davon in Schutzgebieten. 23 dieser Fallen waren
speziell für Tiger ausgelegt worden.
Derzeit kämpft der WWF dafür, das Schutzgebiet des Tesso Nilo-Nationalparks von knapp 38.000 auf rund 100.000 Hektar zu vergrößern. Nur so haben Asiatische Elefanten und Tiger nach Ansicht der Naturschützer überhaupt eine Chance, die nächsten Jahre zu überleben.
Quelle: Pressemitteilung WWF