Zoo Duisburg erwartet Delfinnachwuchs zu Weihnachten - WDSF-Tierschützer kritisch
Archivmeldung vom 21.12.2015
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittLediglich auf der Facebook-Seite des Zoo Duisburg findet sich ein kurzer Hinweis, dass die "Delfindame Delphi als Weihnachtsüberraschung ein Jungtier erwartet". Nach dem kürzlichen Tod eines Delfinbabys ist der Zoo offenbar vorsichtig mit seiner Informationspolitik, wie das Hagener Wal- und Delfinschutz-Forum (WDSF) vermutet. Auf der Homepage des Zoos sucht man vergeblich nach Informationen zur anstehenden Geburt.
Erst im August war nach einer Woche das Delfinkalb von Pepina plötzlich verstorben. Das WDSF hatte kritisiert, dass die Delfinmutter während der Schwangerschaft "an mindestens 13 Tagen ein Antibiotikum aufgrund eines Hustens und ein Mittel gegen Pilzbefall erhalten hatte". Auch das Delfinbaby erhielt am zweiten Lebenstag nach Angaben des Zoos eine antibiotische Unterstützung. Der anfängliche Verdacht auf eine Lungenentzündung bestätigte sich nicht. Als Todesursache wurde ein akutes Herzkreislaufversagen diagnostiziert.
Die Schwangerschaft von Pepina war vom Zoo noch detailliert über 10 Monate mit Ultraschallbildern auf seiner Homepage begleitet worden. Dort herrscht jetzt Funkstille über die anstehende "Weihnachtsüberrraschung".
Der Zoo Duisburg war aufgrund einer Gerichtsklage des WDSF vor einem Jahr verurteilt worden, die Blutwerte und die tiermedizinische Berichte zeitnah zu veröffentlichen. Derzeit findet sich für die anstehende Delfinmutter Delphi der letzte Eintrag der Blutwerte am 13.06.2014 auf der Homepage des Zoos. Den letzten Eintrag aus den tiermedizinischen Berichten veröffentlichte der Zoo für seine sieben Delfine im Juni 2015, nachdem bis dahin fortlaufend und monatlich Einträge zu finden sind.
WDSF-Geschäftsführer Jürgen Ortmüller: "Nachdem wir aufgedeckt haben, dass im Duisburger Delfinarium nicht alles so rosig ist, wie es gegenüber der Öffentlichkeit dargestellt wird, beginnt der Zoo erneut mit Geheimniskrämerei. Sämtliche Delfine werden fortlaufend mit Medikamenten behandelt. Von 27 Delfinnachzuchten haben nur sieben längere Zeit überlebt. Die Delfinhaltung ist eine einzige Katastrophe und sollte ebenso wie die nicht nachhaltige Zucht endgültig aufgegeben werden."
Nach ehemals zehn Einrichtungen werden in Deutschland derzeit nur noch im Nürnberger Tiergarten und im Zoo Duisburg Delfine gehalten. Während in Nürnberg über 30 Todesfälle zu verzeichnen sind und der Tiergarten auch mit seiner neuen Delfinlagune nicht aus den Schlagzeilen kommt, liegt die Zahl der verstorbenen Meeressäuger in Duisburg nach Angaben des WDSF bei über 60 Tieren. Das WDSF spricht vom größten Delfinfriedhof Europas.
Die meisten kritischen Beiträge zur anstehenden Delfingeburt hatte der Duisburger Zoo direkt wieder auf seiner Facebook-Seite gelöscht, während das WDSF diese Löschungen als Fotodokumentation auf seiner Facebook-Seite veröffentlichte.
Ortmüller: "Trotz aller begründeten Kritik hoffen wir natürlich, dass das Delfinbaby von Delphi gesund überlebt. Leider wird es niemals die Freiheit im offenen Meer genießen können, weil Nachzuchten fast niemals ausgewildert werden können, da sie das natürliche Jagdverhalten nicht erlernt haben. Bedenklich für die Delfinhaltung ist ebenso, dass sich trotz der rechtlichen Vorgaben das Hallendach in Duisburg nicht wie ursprünglich vorgesehen öffnen lässt, weil seit Anbeginn der neuen Halle bauliche Mängel vorliegen und die Delfine somit kaum Sonnenlicht und natürliche Wetterverhältnisse erfahren dürfen."
Quelle: Wal- und Delfinschutz-Forum (WDSF) (ots)