VIER PFOTEN findet versteckte Käfigeier bei "famila"
Archivmeldung vom 25.05.2009
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittAuf Initiative von VIER PFOTEN wurde die Vermarktung von "Eiern aus Kleingruppenhaltung" in Niedersachen untersagt. Das Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit hat dieser Verbrauchertäuschung nun einen Riegel vorgeschoben und die falsch deklarierten Käfigeier aus dem Verkehr ziehen lassen.
Die Eierindustrie hat reagiert und die Käfigeier jetzt in neuer Verpackung auf den Markt gebracht - doch diese verwirren weiterhin.
VIER PFOTEN hatte am Tag des Verbrauchers davor gewarnt, dass Käfigeier unter dem Namen "Eier aus tiergerechter Kleingruppenhaltung" verkauft werden. Diese Eier hatte die Tierschutzorganisation unter anderem in den Regalen von "famila"-Märkten in Niedersachsen gefunden und dies dem Verbraucherschutzministerium mitgeteilt. Die Aufdrucke auf den Eier-Packungen hatten klar gegen die europäische Kennzeichnungspflicht verstoßen - es fehlte der obligatorische Aufdruck "Eier aus Käfighaltung".
Die beanstandeten Käfigeier werden nun in neuer Verpackung auf den Markt gebracht. Doch auch diese können die Verbraucher verwirren, denn der Hinweis auf Käfigeier findet sich nur im Kleingedruckten auf der Rückseite der Verpackung. Vorne heißt es: "12 frische deutsche Eier aus tiergerechter Kleingruppenhaltung".
In einer derartig unklaren Deklaration sieht VIER PFOTEN eine kalkulierte Manipulation zu Lasten des Tier- und Verbraucherschutzes, um die Herkunft der Eier zu verschleiern. Denn Verbraucher lehnen Käfigeier ab.
"Es freut uns, dass die Behörden in Niedersachen unseren Hinweisen umgehend nachgegangen sind", so Elvira Schioeberg von VIER PFOTEN. "Die von uns beanstandeten Verpackungen wurden aus dem Verkehr gezogen. Doch die neuen Verpackungen verwirren Verbraucher mit einer unübersichtlichen Deklaration. Während auf der Oberseite der Verpackung groß und unübersehbar "Kleingruppenhaltung" steht, findet sich die wahre Herkunft aus Käfighaltung nur auf der Rückseite der Verpackung. Verbraucher müssen jetzt also nach dem Kleingedruckten suchen. VIER PFOTEN warnt deshalb alle Verbraucher, sich von dem Begriff "Kleingruppenhaltung" nicht täuschen zu lassen - dahinter verstecken sich immer Käfigeier".
Richtigstellung: Eier aus »Kleingruppenhaltung« nicht tiergerecht
In einer Pressemitteilung versucht der Bundesverband Deutsches Ei e.V. (BDE), eine Gruppe, die vor allem die Interessen der deutschen Käfigei-Industrie vertritt, die sogenannte Kleingruppenhaltung als tiergerechte Haltungsform zu positionieren. Tatsächlich bringen die neuen Großkäfige allerdings gravierende Einschränkungen für die Legehennen mit sich.
Der BDE stellt die »Kleingruppenhaltung« als eine Haltungsform dar, die mit dem im Grundgesetz verankerten Staatsziel Tierschutz »in vollkommener Übereinstimmung« stünde. Dabei verschweigt er, dass das Bundesverfassungsgericht zurzeit kritisch überprüft, ob das wirklich der Fall ist. Tierschützer sehen auch die neuen Käfige als tierquälerisch an und bezweifeln, dass sie verfassungskonform sind.
Weiterhin spricht der Interessensverband davon, dass wissenschaftliche Studien die Artgerechtheit der neuen Käfige belegen würden. »Bei allen uns bekannten Studien, die zu solchen Ergebnissen kommen, muss man erhebliche Bedenken zur Objektivität anmelden. Uns liegen Stellungnahmen vor, die kein gutes Haar an diesen Studien lassen«, sagt dazu Mahi Klosterhalfen, Vizepräsident der Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt.
Schließlich behauptet der Interessensverband noch, die deutsche Eierwirtschaft habe sich für ein Ende der herkömmlichen Käfighaltung eingesetzt. »Das kann man höchstens als schlechten Scherz durchgehen lassen«, blickt Mahi Klosterhalfen auf die heftigen Auseinandersetzungen im Vorfeld des Verbots der herkömmlichen Käfige zurück.
Während man die Hühner in alternativen Haltungsformen nicht per se als »glücklich« bezeichnen kann, lassen sich dort viele Probleme durch ein besseres Management lösen. In den neuen Großkäfigen liegen die gravierenden Nachteile jedoch im System.
Quelle: VIER PFOTEN / Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt