Schwermetalle aus Bremsbelägen belasten Gewässer
Archivmeldung vom 15.02.2007
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 15.02.2007 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittWer von Umweltverschmutzung durch Autos redet, meint meist die Abgase. Dabei sind die Fahrzeuge noch eine Quelle für weitere Schadstoffe, sagt das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung in Karlsruhe: Über den Abrieb von Bremsbelägen und Reifen gelangen jedes Jahr 932 Tonnen Kupfer, 2078 Tonnen Zink und 80 Tonnen Blei in die Umwelt.
Auch die Ausrüstung der Straßen und Autobahnen mit verzinkten Leitplanken oder
Schilderbrücken sowie der Fahrbahnabrieb tragen zu den Belastungen bei. Der
Straßenverkehr ist damit der größte Verschmutzer und hat die Industrie abgelöst,
die in den letzten 15 Jahren ihre Emissionen von Schwermetallen erheblich
gesenkt hat. Dass hier eine Zeitbombe tickt, zeigt der Blick auf die
Wasserqualität: An mehr als der Hälfte der Messstellen in deutschen Gewässern
sind die Grenzwerte für Kupfer und Zink überschritten - mit Folgen für
empfindliche Tier- und Pflanzenarten.
Der Straßenverkehr trägt daran
aber nicht die Alleinschuld, wie die Untersuchungen im Auftrag des
Umweltbundesamtes zeigen. An Dächern und Fassaden von Gebäuden werden diese
Metalle ebenfalls zunehmend verwendet, wegen der längeren Haltbarkeit, zum
Beispiel von Regenrinnen, und wegen der leichten Verarbeitung. Aber auch
aufgrund gestalterischer Überlegungen greifen Architekten heute gerne zu Kupfer-
und Zinkverblendungen, was zur Folge hat, dass jedes Jahr von Gebäuden 85 Tonnen
Kupfer, 682 Tonnen Zink und 25 Tonnen Blei in die Umwelt gelangen, der
Löwenanteil davon über die Kanalisation in Flüsse und Seen.
"Dabei gibt
es sinnvolle Alternativen", sagt Thomas Hillenbrand, Projektleiter am Fraunhofer
ISI. Diese finden Bauherren und Architekten in einem Leitfaden des
Umweltbundesamtes. Neben dem Verzicht auf große Metallflächen an Gebäuden listet
der Leitfaden andere metallische Produkte auf wie verzinntes Kupferblech,
beschichtetes Zinkblech oder Aluminium- und Edelstahlbleche, die deutlich
geringere Korrosionsraten aufweisen. Auch Filtersysteme zur Behandlung des
Dachablaufwassers helfen, die Schwermetallbelastung zu senken.
Dringenden Handlungsbedarf sieht Hillenbrand bei Bremsbelägen. Seit 2004 dürfen zwar keine bleihaltigen Bremsbeläge mehr hergestellt werden und auch Auswuchtgewichte aus Blei sind verboten, doch Kupfer ist in Bremsbelägen immer noch enthalten, obwohl das nicht mehr nötig wäre. Im Ersatzteilhandel gibt es bereits kupferfreie Beläge, die sich jedoch in der Erstausrüstung bei den Automobilherstellern noch nicht durchgesetzt haben.
Quelle: Pressemitteilung Informationsdienst Wissenschaft e.V.