Wilde Zebrafische lernen das Einschätzen von Gefahren von zahmen Artgenossen
Archivmeldung vom 20.06.2012
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittEinzelne Tiere lernen von ihren Artgenossen indirekt Informationen über Nahrung, Raubtiere und mögliche Fortpflanzungspartner. Dieses sogenannte soziale Lernen erspart ihnen, große Risiken dabei einzugehen, solche Informationen selbst herauszufinden. Sarah Zala und Dustin Penn von der Vetmeduni Vienna haben nun untersucht, ob auch Zebrafische über soziales Lernen Risiken einschätzen. Sie fanden, dass wilde Zebrafische, die generell scheuer sind als ihre zahmen Artgenossen, nach Kontakt mit diesen risikofreudiger wurden. Gezähmte Tiere wurden dabei aber nicht vorsichtiger. Die Ergebnisse sind in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift „Animal Behaviour“ erschienen.
Um die Veranlagung der Zebrafische (auch Zebrabärblinge, Danio rerio) zu testen, beurteilten Sarah Zala und Dustin Penn vom Konrad-Lorenz-Institut für Vergleichende Verhaltensforschung der Veterinärmedizinischen Universität Wien (Vetmeduni Vienna) die Reaktion der Tiere auf sich bewegende Objekte als mehr oder weniger draufgängerisch. Wenn die Fische relativ nahe an das bewegte Objekt heranschwammen, wurden sie als „mutig“ eingestuft, während die Tiere, die sich eher in einiger Entfernung an der Rückseite des Aquariums aufhielten, als „scheu“ klassifiziert wurden. Wenn die wilden Zebrafische mit den gezähmten Tieren gemeinsam gehalten wurden, schwammen sie näher an das sich bewegende Objekt heran.
Scheue lernen von Draufgängern
Diese Ergebnisse bestätigen die Annahme der Wissenschafter, dass Zebrafische tatsächlich von ihren Artgenossen lernen können, Risiken einzuschätzen, ohne sich selbst potenziell gefährlichen Situationen auszusetzen: Sie beobachten das Verhalten der anderen und ändern ihr Verhalten entsprechend. Darüber hinaus legen die Ergebnisse der Studie nahe, dass Zebrafische ihre Strategien des sozialen Lernens ändern, je nachdem, als wie groß sie die jeweilige Gefahr einschätzen: Die gezähmten „mutigen“ Fische veränderten ihr Verhalten durch den Kontakt mit den „scheuen“ Artgenossen nämlich nicht.
Entscheidende Zentimeter
„Wenn sich ein Zebrafisch einige Zentimeter näher an ein unbekanntes Objekt heranschwimmt als die anderen Tiere in seiner Gruppe, so sieht das für uns nicht gerade spektakulär aus“, sagt Sarah Zala, „aber drei Zentimeter sind quasi eine Fischlänge, die in der freien Natur darüber entscheiden kann, ob das Tier einem Fressfeind zum Opfer fällt. In der Welt der Zebrafische gehen die Tiere damit ein hohes Risiko ein.“
Die Wissenschafter untersuchten in ihrer Studie auch, ob Zebrafische ihr Verhalten an das einer größeren Gruppe von Artgenossen anpassen, sie fanden jedoch keine Hinweise darauf. Zala und Penn sehen den nächsten Schritt nun in genetischen und genomischen Untersuchungen beim Modelltier Zebrafisch, um allgemein mehr über die evolutionäre Entstehung und die individuelle Entwicklung von sozialem Lernen zu erfahren.
Quelle: Veterinärmedizinische Universität Wien (idw)