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BBU: Ein Sandoz II muss verhindert werden!

Archivmeldung vom 28.10.2011

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 28.10.2011 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Kernkraftwerk Fessenheim mit den beiden Reaktorgebäuden. Bild: Florival fr / wikimedia.org
Kernkraftwerk Fessenheim mit den beiden Reaktorgebäuden. Bild: Florival fr / wikimedia.org

Zum 25. Jahrestag der Sandozgiftwelle im Rhein am 31. Okt./1. Nov. stellen die Umweltverbände am Oberrhein sowie der Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz fest: "Die Sandozgiftwelle und die darauf folgenden Proteste der grenzüberschreitenden Umweltbewegung vor 25 Jahren haben dazu beigetragen, dass Gesetze und Vorschriften im Gewässerschutz verschärft worden sind – dadurch ist tatsächlich eine erfreuliche Verbesserung der Gewässergüte im Rhein eingetreten. Zudem hat der forcierte Bau von Havarie- und Löschwasserrückhaltebecken die Gefahr einer unfallbedingten Beeinträchtigung des Rheins erheblich vermindert."

Weiter heißt es: "In den letzten Jahren ist es jedoch zumindest in Deutschland unter dem Motto „Schlanker Staat“ zu einer fortlaufenden personellen Ausdünnung bei den Überwachungsbehörden gekommen. Der Wettbewerbs- und Rationalisierungsdruck hat auch in der Industrie dazu geführt, dass in den Umweltschutzabteilungen zunehmend gespart wird. Der personelle und fachliche Aderlass auf Behörden- und Industrieseite lässt das Risiko für ein „Sandoz II“ wieder ansteigen. In den letzten Jahren gab es im Rheineinzugsgebiet bereits einige Störfälle, bei denen nur in letzter Sekunde ein Desaster ähnlich wie bei der Sandoz-Giftwelle verhindert werden konnte. Mit Sorgen sehen wir die zunehmenden Gefahren für Mensch, Natur, Umwelt und Rhein durch die Uralt-AKW in Beznau (CH), Fessenheim (F), durch die Schweizer atomaren Endlagerpläne im Rheineinzugsgebiet und durch die Gifte aus der maroden französischen Giftmülldeponie Stocamine. Der Krug geht so lange zum Brunnen – bis er bricht.

Mikroverunreinigungen mit maximaler Wirkung

Die Konzentration von schwer abbaubaren Verbindungen im Rhein ist immer noch zu hoch. Dazu gehören Tausende von Industriechemikalien, aber auch Medikamente, Korrosionsverhinderer in Maschinengeschirrspülmitteln oder Bestandteile in Sonnenschutzmitteln. Obwohl diese Substanzen nur in Konzentrationen von Millionstel Gramm pro Liter Rheinwasser vorkommen, entfalten sie als „Pseudohormone“ hormonähnliche oder andere schädliche Wirkungen in Gewässerorganismen. Zudem erschweren diese „Mikroverunreinigungen“ von Basel bis nach Rotterdam die Trinkwasseraufbereitung aus uferfiltriertem Rheinwasser.

Der Lachs kommt immer noch nicht nach Basel

Die „Laufzerstückelung“ des Oberrheins durch zehn Staustufen lässt aufstiegswillige Lachse und andere „Langdistanzwanderfische“ an zehn oder gar 15 Meter hohen Wehranlagen immer noch scheitern. Und bei der Abwärtswanderung werden die letzten Exemplare des vom Aussterben bedrohten Aals in den Turbinen der EdF zerhäckselt. Vom „guten ökologischen Zustand“, wie ihn die EG-Wasserrahmenrichtlinie seit 2000 fordert, ist der Rhein noch weit entfernt.

Altlasten bluten aus und müssen saniert werden

Beiderseits des Oberrheins beeinträchtigen Tausende von Altlasten und kontaminierten Betriebsgeländen das Grund- und Oberflächenwasser. Das mit Schadstoffen verseuchte Areal des Sandoz-Brandes ist auch nach 25 Jahren immer noch nicht saniert. Speziell die Chemiemülldeponien in Muttenz gefährden das Trinkwasser der ganzen Region. Eine vollständige Sanierung aller Deponien ist unumgänglich. Und im Oberrhein selbst lagern vor den Staustufen weiterhin Hunderttausende Kubikmeter Sedimente, die hochgradig mit chlororganischen Chemikalien aus Abwässern belastet sind, die von der Chemieindustrie bis in die 80er Jahre in den Rhein emittiert wurden.

Die Rheinsanierung: Erst eine halbe Erfolgsgeschichte

Auch ein Viertel Jahrhundert nach dem Sandoz-Desaster harren zahlreiche Hausaufgaben immer noch ihrer Erledigung. Die Umweltverbände im Dreyeckland fordern deshalb von der Politik im Elsass, in der Nordwestschweiz und in Baden-Württemberg beim Gewässerschutz die Hände nicht in den Schoß zu legen. Die Sanierung des Rheins ist erst eine halbe Erfolgsgeschichte.

Auf die Rückkehr des Lachses nach Basel, auf eine umfassende Altlastensanierung sowie auf die Eliminierung der Mikroverunreinigungen wollen wir nicht noch ein Mal ein Viertel Jahrhundert warten!"

Quelle: BBU

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