Fledermäuse sterben an Barotrauma
Archivmeldung vom 27.08.2008
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Freigeschaltet durch Oliver RandakDass Windräder für Fledermäuse zur Todesfalle werden können, hat in Freiburg vor drei Jahren für viel Aufregung und Debatten gesorgt.
Forscher der Universität von Calgary in Kanada haben nun ähnliche Fälle an anderen Standorten untersucht und können eine wissenschaftliche Erklärung für das Phänomen liefern: Danach müssen die Fledermäuse gar nicht in direkten Kontakt mit den Windrädern kommen, allein die von den Rotoren erzeugten Druckunterschiede in der Nähe der Türme reiche aus, um durch ein so genanntes Barotrauma die Lungen der Tiere platzen zu lassen, heißt es im Fachmagazin Current Biology.
Wie bei anderen Säugetieren gleicht auch die Lunge von Fledermäusen
dünnen, flexiblen Beuteln, die von feinen Blutgefäßen umgeben sind.
Wenn der Außendruck plötzlich abfällt, können sich diese Beutel
überdehnen und die Blutgefäße dadurch zum Platzen bringen.
In Freiburg hatte erstmals im Jahr 2005 Diskussionen um tote
Fledermäuse gegeben, die unter den Windmühlen am Rosskopf gefunden
wurden. Die Betreiber vermuteten zunächst Manipulationen von
Windkraftgegner. Das wurde von Biologen schon damals zurückgewiesen. So
hatte etwa die Karlsruher Biologin und Fledermaus-Expertin Ursel
Häußler, die einen Teil der toten Tiere aus Südbaden untersucht hatte,
schon damals als Todesursache ein Barotrauma durch die
Luftverwirbelungen durch die Rotoren und denn daraus entstehenden
Unterdruckfestgestellt. Ihre damalige These ist nun bestätigt worden. Fledermäuse
sind bei geringen Windgeschwindigkeiten aktiver, deswegen empfehlen die
kanadischen Wissenschaftler, die untere Schwelle, bei der sich die
Windräder zu drehen zu beginnen zu erhöhen. Das hat man in Freiburg
längstumgesetzt. Für die Windräder sind Betriebsbeschränkungen erlassen
worden. In den Sommermonaten bleiben die Rotoren in solchen
windschwachen Nächten stehen – zum Schutz der Fledermauspopulation.