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Von der EU subventionierte Landwirtschaft führt die Ostsee in den Dünger-Tod

Archivmeldung vom 14.08.2007

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 14.08.2007 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Die EU-Agrarpolitik trägt laut einem WWF-Report entscheidend zu Algenblüten und Sauerstoffmangel in der Ostsee bei. Jeder EU-Bürger an der Ostsee zahle pro Jahr 72 Euro in den Brüsseler Agrartopf – und fördere damit ein System, dass die Überdüngung in der Landwirtschaft belohne.

Vor allem über die Flüsse gelangen überschüssige Nährstoffe ins Meer und zerstören wertvolle Lebensräume. „Die Ostsee hat sich mit tatkräftiger Unterstützung aus Brüssel von einem Meer mit klarem Wasser in ein trübes, überdüngtes Gewässer vor dem Kollaps entwickelt“, so Jochen Lamp, Leiter des WWF-Ostseebüros in Stralsund.  

Ein Sechstel des Meeres, eine Fläche von 70.000 Quadratkilometern, habe sich in Todeszonen verwandelt. Wegen des Sauerstoffmangels sei hier kein Leben mehr möglich. „Vermutlich wissen die meisten Touristen und Bewohner nicht, dass der schleichende Tod der Ostsee auch aus ihrer Brieftasche finanziert wird“, so der WWF-Sprecher. Zwar sind die Badestrände in diesem Sommer von Algenblüten verschont geblieben. Das Ausbleiben der Algen liege jedoch am Wetter. „Algenteppiche an der Küste sind nur das sichtbare Zeichen einer ökologischen Katastrophe, die sich auf dem Meer ungehindert fortsetzt“, so Lamp.  

Das Ostseewasser enthalte heute acht Mal mehr Phosphor und vier Mal mehr Stickstoff als vor hundert Jahren. Jährlich kämen eine Million Tonnen Stickstoff und 35.000 Tonnen Phosphor hinzu. Trotz früherer Schutzprogramme nehme die Belastung seit zehn Jahren wieder zu. Die industrielle Landwirtschaft verursache den Nährstoff-Overkill. Preiswerter Kunstdünger verleite die Bauern dazu, ihre Felder kräftig zu überdüngen. Hinzu komme die Gülle aus der Massentierhaltung. Die industrielle Landwirtschaft im Ostseeraum werde aus Brüssel mit 10,4 Milliarden Euro jährlich gepäppelt. Die Situation spitzt sich laut WWF weiter zu. Allein in Polen und den baltischen Staaten soll der Düngerverbrauch in den kommenden zehn Jahren um bis zu ein Drittel steigen. Hühner- und Schweinemasten würden von West- nach Osteuropa verlagert, wo geringere Umweltauflagen gelten würden. Auch durch unzureichende Kläranlagen, Phosphate in Waschmitteln und ungeklärte Schiffsabwässer werde die Ostsee zur Kloake.  

Der WWF fordert ein Ostsee-Rettungsprogramm und hat dazu eine Kampagne rund um die Ostsee gestartet. EU-Gelder sollten nur noch fließen, wenn Landwirte die Überdüngung eindämmen. Im November treffen sich zudem die Regierungen der Ostseestaaten im Rahmen des HELCOM-Abkommens. „Derzeit blockiert die Mehrheit jedoch einen wirkungsvollen Umwelt-Aktionsplan. Sollte die Konferenz scheitern, wäre das der Todesstoß für die Ostsee“, warnt Lamp.

Quelle: Pressemitteilung WWF

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