Studie zu Indikatorvogelarten liefert Ansätze zur Verbesserung der Biodiversität auf Ackerflächen
Archivmeldung vom 31.05.2012
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 31.05.2012 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Manuel SchmidtWissenschaftler des Julius Kühn-Instituts (JKI) und des Leibniz-Zentrums für Landschaftsforschung (ZALF) untersuchten, wie gut sich unterschiedlich genutzte landwirtschaftliche Flächen in Brandenburg als Lebensraum für Vögel eignen. Ziel war es herauszufinden, wie eine Agrarlandschaft strukturiert sein muss, um den Ansprüchen von Vögeln gerecht zu werden.
Vögel sind wichtige Anzeiger (Indikatoren) für die Biodiversität eines Ackers. Ihr Auftreten belegt, wie nachhaltig die Bewirtschaftung einer Fläche ist. Die Ergebnisse der dreijährigen Feldstudien sind nun in den „Berichten aus dem Julius Kühn-Institut, Heft Nr. 163 (2012)“, erschienen. Das Projekt wurde vom Landwirtschaftsministerium über die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) gefördert (FKZ 2808 HS 033).
„Ziel unserer Untersuchungen ist es, zur Sicherung der Biodiversität in den Agrarlandschaften beizutragen“, sagt Projektkoordinator Dr. Dr. Jörg Hoffmann vom Julius Kühn-Institut. Ausgangspunkt war die Frage, welche Ansprüche stellen Vögel an den Lebensraum Acker, wo siedeln sie sich in der Kulturlandschaft an und wie viele Vogelarten kommen derzeit überhaupt in konventionell bewirtschafteten Ackerbaugebieten vor. „Auf den insgesamt 29 km² umfassenden Untersuchungsflächen haben wir etwa 50 % der Brutvogelarten des Landes Brandenburg und ca. 38 % der Arten von Deutschland gefunden“, berichtet Hoffmann. Ackerbaugebiete sind also auf die Vögel bezogen ein artenreicher Lebensraum. Allerdings war nur ein kleiner Teil der festgestellten Arten weit verbreitet bzw. wurde häufig angetroffen. Die deutliche Mehrzahl der Arten kam selten bzw. sehr selten vor.
Mit Hilfe von Revieranalysen, u.a. für Feldlerche, Braunkehlchen, Goldammer und Grauammer, wurden die Lebensraumansprüche der Arten ermittelt. So ergeben sich konkrete Flächeninformationen, die für die Sicherung des Bestandes der genannten Indikatorvogelarten in verschiedenen Anbaukulturen (z. B. in Mais, Winterraps und Winterweizen) aber auch in naturnahen Biotopen nötig sind. „Eine hohe Fruchtartenvielfalt trägt wesentlich zum Erhalt der Artenvielfalt bei“, sagt Hoffmann. Dagegen wirken sich eine hohe Pflanzendichte sowie große Flächenanteile einzelner Kulturen, z. B. von Winterraps und Mais, nachteilig auf die Indikatorvogelarten aus. Nachteilig zeigt sich z. B. ein Maisflächenanteil von mehr als 10 % bei den Indikatorvogelarten Heidelerche, Braunkehlchen und Grauammer sowie von mehr als 23 % bei Schafstelze, Goldammer, Neuntöter und Feldlerche.
„Will man die Biodiversitätsziele 2020 erreichen, sollten die Lebensraumansprüche von Indikatorvogelarten bedacht und die Fruchtartenvielfalt gefördert werden“, so Hoffmann. Derzeit hat die EU in ihren Vorschlägen für ökologische Vorrangflächen sowie der gewollten Anbaudiversifizierung eine Obergrenze von 70 % Flächenanteil für einzelne Kulturen angesetzt, was nun angesichts der vorliegenden Ergebnisse zu hoch erscheint.
Quelle: Julius Kühn-Institut (idw)