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Vogelgrippe: NABU bemängelt Ursachenforschung zur Virenverbreitung

Archivmeldung vom 16.11.2016

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 16.11.2016 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott
Bild: www.JenaFoto24.de / pixelio.de
Bild: www.JenaFoto24.de / pixelio.de

Der NABU warnt davor, sich bei der Bekämpfung der Vogelgrippe ausschließlich auf Wildvögel zu konzentrieren. "Die Ursachenforschung zur Ausbreitung der Geflügelpest darf nicht in eine Sackgasse geraten", sagte NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller. Während unbestritten sei, dass bei einem akuten Auftreten der Vogelgrippe unter Wildvögeln die Gefahr bestünde, dass Hausgeflügelhaltungen durch Wildvögel infiziert werden könnten, hieße das noch lange nicht, dass andere Infektionswege nicht möglich seien. "Gerade bei geschlossenen Massentierhaltungen ist ein Vireneintrag über den weltweiten Geflügelhandel und seine Stoffströme wahrscheinlicher als eine Infizierung durch Kontakt mit erkrankten Wildvögeln", so Miller.

Mit Sorge verfolgt der NABU daher die Berichterstattung über die Ursachenforschung bei der betroffenen Großmastanlage in Grumby in Schleswig-Holstein. "Dort werden anscheinend ausschließlich mögliche Kontakte zu Wildvögeln untersucht.

Dringend zu untersuchen wäre aber auch, welche Handelsbeziehungen der Betrieb in der letzten Zeit hatte, wann und von wo zuletzt Eier und Geflügel zugekauft wurden, woher Futtermittel stammen, wie Abfallstoffe entsorgt wurden, wo Schlachtungen durchgeführt werden oder mit welchen Orten oder Betrieben Mitarbeiter oder Besucher zuletzt in Kontakt standen", sagte NABU-Vogelschutzexperte Lars Lachmann. Ohne eine mindestens gleichwertige Untersuchung der beiden denkbaren Vireneintragswege ließen sich kaum plausible Schlussfolgerungen ziehen.

Zudem sollten laut NABU alle Anstrengungen unternommen werden, die Quelle des aktuellen mitteleuropäischen Ausbruchsgeschehens ausfindig zu machen. Die zuletzt allgemein verbreitete Ansicht, dass das Virus über sibirische Zugvögel nach Deutschland gekommen ist, halten die Experten für wenig plausibel.

Nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen verschwinden hochpathogene Vogelgrippe-Viren sehr schnell wieder aus Wildvogelpopulationen. Zwischen den Ausbrüchen von 2014 und heute konnten in ganz Europa keine dieser Viren bei Wildvögeln festgestellt werden. Wildvögel werden daher wahrscheinlich immer wieder neu aus der Geflügelwirtschaft angesteckt, wo sich das Virus nachweislich in Asien, aber auch in Ägypten, beständig hält.

Das gleichzeitige Auftreten zahlreicher erkrankter Reiherenten an drei Orten in Mitteleuropa lässt Ornithologen eher vermuten, dass es eine akute Ansteckungsquelle in Osteuropa gab, von der die Enten während der kurzen Inkubationszeit der Krankheit auf dem Weiterzug nach Westen die hiesigen Rastgebiete erreichten.

"Aufgrund der besonderen Betroffenheit der Reiherente, wäre z.B. ein mit Geflügelkot gedüngtes Fischteichgebiet - beliebte Rastgebiete dieser Art - denkbar, auch wenn diese Praxis zumeist verboten ist. Wäre das Virus dagegen bei sibirischen Zugvögeln weit verbreitet, hätte man höchstwahrscheinlich bereits über einen längeren Zeitraum an vielen verschiedenen Orten infizierte Wildvögel unterschiedlicher Arten finden müssen. Der Vogelzug aus dem Osten beginnt nicht erst im November", so Lachmann.

Sowohl zum Schutz der Geflügelwirtschaft als auch für das Wohl der Wildvögel fordert der NABU die zuständigen Behörden daher auf, sich bei der Ursachenforschung für die Verbreitung der Vogelgrippe nicht auf die Verbreitung durch Wildvögel zu beschränken. Für eine effiziente Seuchenbekämpfung müssten alle Optionen vorbehaltlos geprüft werden.

Quelle: NABU (ots)

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