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Epidemiologe sieht klaren Zusammenhang von AKW und Leukämie bei Kleinkindern

Archivmeldung vom 22.02.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 22.02.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Der Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie, Wolfgang Hoffmann, hat vor einer Verharmlosung der Leukämiegefahr im Umkreis deutscher Atomkraftwerke gewarnt.

"Ich kenne wenige epidemiologische Studien, die einen so klaren Befund haben wie diese", sagte Hoffmann dem Greenpeace Magazin über die im Dezember veröffentlichte KiKK-Studie des Mainzer Kinderkrebsregisters. Die Untersuchung hatte ein erhöhtes Leukämierisiko von Kleinkindern in der Nähe von AKW ergeben, die Autoren und zahlreiche Politiker hatten aber einen kausalen Zusammenhang zurückgewiesen. "Vielleicht möchten sie nicht in den Verdacht geraten, Panik zu schüren. Aber mir erscheint die derzeitige Interpretation voreingenommen."

"Es ist aus epidemiologischer Sicht völlig unwahrscheinlich, dass die Erhöhung an einem bisher unbekannten Faktor liegt, der mit den AKW nichts zu tun hat", erklärte Hoffmann, Professor für Community Medicine an der Universität Greifswald und Mitglied im Expertengremium, das die umstrittene Studie begleitet hat. "Wenn jetzt einige sagen, das liegt vielleicht an den häufigen Bergwanderungen mancher Familien, an der Nähe zu Kirchtürmen, Flüssen etc., erscheint mir das etwas willkürlich und an den Haaren herbeigezogen."

Über die Untersuchung, die derzeit von der Strahlenschutzkommission geprüft wird, sagte Hoffmann, es sei "die größte, genaueste und längste Studie, die man in Deutschland zu diesem Thema machen kann." Sie sei "gewissermaßen die definitive Untersuchung", auch weltweit gebe es "keine andere, die eine solche Aussagekraft hat".

Der Wissenschaftler wies darauf hin, dass ein Nachweis "unmittelbarer Kausalität", wie bei Vorlage der Studie von etlichen Politikern verlangt, überhaupt "nur in Ausnahmefällen" gelingen könne. Sie werde auch "nur bei ganz bestimmten Themen" gefordert, "und die Atomkraft ist so eine". Prof. Hoffmann: "Hätte die Studie keinen Zusammenhang zwischen der Leukämie und AKW-Standorten gefunden, dann hätten viele der jetzigen Kritiker vermutlich das Ergebnis sehr viel bereitwilliger akzeptiert, anstatt nur auf die verbliebenen Unsicherheiten zu verweisen."

Quelle: Greenpeace e. V.


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