ROBIN WOOD appelliert an Tiefensee: Keine Bundesmittel für die Zerstörung des Welterbes in Dresden
Archivmeldung vom 10.03.2008
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittAnlässlich der Verleihung des „Deutschen Brückenbaupreises 2008“ in Dresden hat ROBIN WOOD einen Verzicht auf den Bau der Waldschlösschenbrücke gefordert. AktivistInnen der Umweltschutzorganisation entrollten am Nachmittag vom Dach des Audimax der TU Dresden, wo heute der Festakt stattfindet, ein Transparent mit der Aufschrift: „Welterbe für alle – Brücke stoppen jetzt!“
An den
Hauptredner bei der Preisverleihung, Bundesverkehrsminister Wolfgang
Tiefensee, appellierten sie, keine Bundesmittel für den Bau einer Brücke
zur Verfügung zu stellen, die das UNESCO-Welterbe Dresdner Elbtal
zerstören würde.
Die UNESCO hatte am 7. März bekräftigt, dass sie dem Dresdner Elbtal den
Welterbestatus aberkennen wird, wenn die Waldschlösschenbrücke gebaut
wird – egal in welcher Ausgestaltung. Als Kompromiss würde nur ein
Tunnel akzeptiert. Die rund 160 Millionen teure Brücke soll zu einem
erheblichen Teil aus Bundesmitteln finanziert werden. „Wenn der Bund
seinen völkerrechtlichen Verpflichtungen nachkommen will, kann er die
Finanzierung aus Bundesmitteln nicht dulden“, sagt Jürgen Mumme,
Verkehrsexperte bei ROBIN WOOD.
Die Fakultäten Architektur und Bauingenieurwesen der TU Dresden kommen
zu dem Ergebnis, dass ein Tunnel machbar und bezahlbar wäre. Das
Bundesverkehrsministerium hatte bereits im vergangenen Jahr zugesichert,
Mehrkosten einer welterbeverträglichen Lösung zu übernehmen. Mehr als
40.000 BürgerInnen haben bereits für ein Bürgerbegehren zum
Tunnelkompromiss unterschrieben.
Doch in Dresdens Stadtrat herrschen bislang noch die Betonköpfe. „Wir
fordern den Stadtrat auf, bei seiner kommenden Sitzung am Donnerstag
grünes Licht für einen neuen Bürgerentscheid zu geben“, sagt Mumme.
In keiner anderen Stadt Deutschlands ist der Widerstand gegen den Bau
einer Brücke so stark und ausdauernd wie in Dresden. Am vergangenen
Sonntag beteiligten sich rund 15.000 BürgerInnen an einer Demonstration
gegen die Brücke. Morgen sollen die ersten 40.000 Unterschriften des
Bürgerbegehrens für den Tunnelkompromiss im Rathaus übergeben werden.
ROBIN WOOD unterstützt die Proteste gegen die Brücke, die das Elbtal
zerstören und AnwohnerInnen mit noch mehr Abgasen und Verkehrslärm
belastet würden – zuletzt mit der fünfwöchigen Besetzung einer
jahrhundertealten Rotbuche an der Bautzner Straße. Sie stand dem
siebenspurigen Ausbau einer Zufahrtsstraße zur geplanten Brücke im Weg.
In einem unverhältnismäßigen Polizei-Einsatz waren die
UmweltschützerInnen am 15. Januar geräumt worden, die Buche war gleich
im Anschluss gefällt worden.
Quelle: ROBIN WOOD