Her mit den Haaren fürs Vogelnest
Archivmeldung vom 17.03.2016
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Freigeschaltet durch Manuel SchmidtWelche Rolle spielt Rotwild in der Natur? Die Antwort hängt davon ab, wen Sie fragen. Für die einen ist der Hirsch im Wald eine Art „Elefant im Porzellanladen“: Also ein Schädling, den es zu bekämpfen gilt. Für die anderen ist Rotwild Teil des Ökosystems; ein „Natur-Gestalter“, ohne den andere Arten nicht existieren würden.
Das 8. Rotwildsymposium der Deutschen Wildtier Stiftung findet vom 7. – 9. Juli 2016 unter dem Titel „Der Rothirsch als Naturschützer“ in Baden-Baden statt.
Wer genau hinhört, kann jetzt die ersten Vögel beim Singen ihrer „Liebeslieder“ belauschen. Das Mehr an Licht durch deutlich längere Tage bringt die Hormone der kleinen Sänger in Schwung. Kohl- und Blaumeisen balzen um die Gunst der Vogel-Damen, Amsel-Männchen kämpfen um die besten Brutplätze. Damit die Vogelhochzeit am Ende erfolgreich ist, sind Vogeleltern in spe bei der Suche von Nistmaterial nicht zimperlich. Die Winterhaare des Rotwildes kommen ihnen da gerade recht und sind als Innenausstattung der Nester sehr beliebt.
Dabei warten Kohlmeisen und Dohlen nicht immer geduldig, bis dem Hirsch die Haare von selbst ausfallen. „Man kann manchmal beobachten, wie sie auf dem Tier sitzen und die lockeren Winterhaare direkt aus dem Fell der Hirsche zupfen“, sagt Dr. Andreas Kinser, Forst- und Jagdexperte der Deutschen Wildtier Stiftung. Die Winterhaare des Rotwildes sind länger und dicker als die jetzt nachwachsenden Sommerhaare. Sie eignen sich perfekt zur Polsterung. Aber auch die kuschelige Unterwolle, die dem Hirsch wie wärmende „Unterwäsche“ unter den langen Haaren wächst, dient als Isoliermaterial im Nest. Die Wollhaare schützen den Vogelnachwuchs vor dem Auskühlen.
„In der Natur greift eines ins andere – nichts bleibt ungenutzt“, sagt Kinser. Dass es im Haarkleid der Hirsche außerdem häufig was zu picken gibt, wissen Bach- und Gebirgsstelzen, Kohl- und Tannenmeisen sowie Stare ebenfalls zu schätzen. Im Fell sitzen Parasiten, die von Vögeln gern im wahrsten Sinne des Wortes verputzt werden.
Quelle: Deutsche Wildtier Stiftung (idw)