Wissenschaftler bewerten EU-Verbot für Finning bei Haien als unzureichend
Archivmeldung vom 18.05.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDas Finning-Verbot der EU greift nicht. Zu diesem Schluss kommt der gestern in London vorgelegte wissenschaftliche Lenfest-Report zur EU-Finning-Verordnung. Der Report ist das Resultat eines Experten-Workshops im Oktober 2006. Ziel des Workshops war es, praktikable Lösungen für die konsequente Durchsetzung des EU-Finning-Verbots zu entwickeln.
Derzeit wird das Finning-Verbot
über ein Flossen-Körpergewichtsverhältnis kontrolliert. Dieses
Verfahren ist jedoch unzureichend, da die Haiflossen und -körper in
verschiedenen Häfen angelandet werden dürfen, was eine effektive
Kontrolle unmöglich macht. Die Wissenschaftler fordern deshalb, dass
Haie mit den Flossen am Körper angelandet werden müssen. Nur so kann
Finning verhindert werden. Beim Finning werden Haien die Flossen
abgeschnitten und der Körper ins Meer zurückgeworfen.
"Das Finning-Verbot ist eine der wenigen Maßnahmen, mit denen die
EU die bedrohten Haibestände schützen kann - und dennoch ist diese
wichtige Verordnung mit schwerwiegenden Mängeln behaftet", sagte Uta
Bellion, Leiterin der Shark Alliance. "Die Vorschläge der Experten
bestärken die EU-Fischereibehörden darin, das Finning-Verbot zu
verschärfen, um diese verheerende Methode zu unterbinden." Finning
ist in der gesamten EU und in den meisten internationalen Gewässern
verboten, aber nachsichtige Maßstäbe und Gesetzeslücken beim Umsetzen
durch die EU verhindern, dass das Verbot greift. So ist es mit einer
speziellen Fangerlaubnis legal, die Flossen auf See abzutrennen,
solange man den Körper auch verwertet. Auch liegt das in der EU
geltende Flossen-Körpergewichtsverhältnis 100 Prozent über dem
anderer Länder und eröffnet somit Spielräume für Finning, sodass die
Behörden in der Praxis kaum kontrollieren können, ob ein Teil der
Haikörper ins Meer zurückgeworfen worden sind. Im Bericht heißt es:
"Die Experten haben so viele Mängel bei der Kontrolle des
Finning-Verbots über das Flossen-Körpergewichtsverhältnis entdeckt,
dass sie von dieser Methode abraten."
Die Diskrepanz, zwischen der Zahl der weltweit gehandelten Flossen
und den gemeldeten Haifängen ist offensichtlich. Um das tatsächliche
Handelsvolumen zu erreichen, müssten Schätzungen der Wissenschaftler
zufolge 26 bis 73 Millionen Haie gefangen werden. Diese Zahl liegt um
das Drei- bis Vierfache über den offiziellen Zahlen. "Der Haifang hat
in den vergangenen Jahrzehnten einen enormen Aufschwung erlebt", sagt
Sarah Fowler, stellvertretende Vorsitzende für die IUCN Shark
Specialist Group und eine der Hauptautorinnen des Berichts. "Die
Auswirkungen der erhöhten Nachfrage auf die Haibestände wurden viel
zu lange ignoriert."
"Ein effektives Finning-Verbot reicht aber nicht aus, um die Haie
vor Überfischung zu schützen", so Sonja Fordham, Haispezialistin der
Shark Alliance und Workshop-Teilnehmerin. "Die von uns
vorgeschlagenen Verbesserungen müssen Teil eines umfassenden
EU-Aktionsplans zum Schutz der europäischen Haibestände sein und
unter anderem Konzepte für bessere Datenerfassung und vorbeugende
Beschränkungen der Haifänge umfassen."
Quelle: Pressemitteilung Shark Alliance