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Vögel setzen Intelligenz unterschiedlich ein

Archivmeldung vom 16.04.2009

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 16.04.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Forschungsobjekt Graupapagei Bild: Chr. Schloegl
Forschungsobjekt Graupapagei Bild: Chr. Schloegl

Sie gebrauchen Werkzeuge zur Futtersuche, verstecken ihre Beute vor Fressfeinden oder lösen einfache Rechenaufgaben. Die außerordentliche Intelligenz von Raben- und Papageienvögeln ist heute unumstritten. Diese Intelligenz, die die beiden so unterschiedlichen Vogelgattungen besitzen, hat sich allerdings getrennt voneinander entwickelt.

Die Hintergründe dieser "parallelen" Evolution sind noch unbekannt. Ihnen gehen nun die Verhaltensforscher Christian Schloegl und Kurt Kotrschal vom Department für Verhaltensbiologie und der Konrad-Lorenz-Forschungsstelle in Grünau an der Fakultät für Lebenswissenschaften nach. In Kooperation mit Ludwig Huber und Gyula Gajdon vom Department für Neurobiologie und Kognitionsforschung und der ARGE Papageienschutz untersuchen Kurt Kotrschal und Christian Schloegl in ihrem Anfang 2008 begonnenen FWF-Projekt "Denken bei Vögeln" neben den Graupapageien auch die Papageienart Kea. Diese hochsozialen, in Gruppen lebenden Papageien sind sehr intelligent, manipulativ und extrem verspielt. "In unseren Experimenten interessiert uns weniger, was die Vögel erlernen können, sondern vielmehr, was sie bereits können. Eine unserer Grundfragen lautet: Wie gut können die Vögel logische Rückschlüsse ziehen?"

Die zweite Vogelfamilie mit der die Verhaltensforscher arbeiten, ist die Gruppe der Rabenvögel. Insgesamt vier Arten - Kolkraben, Dohlen, Neukaledonische Krähen und Eichelhäher - werden im Rahmen mehrerer Versuchsreihen auf ihre Intelligenz getestet. Hierfür kooperieren die beiden Forscher eng mit der Universität Oxford und der Universität Triest.

Vernetzt und logisch denken

Ob die Vögel logisch kombinieren können, wird folgendermaßen getestet: Sie haben zwei Becher zur Auswahl, aber nur unter einem befindet sich Futter. Den Vögeln wird aber nicht gezeigt, unter welchem Becher sich der begehrte Leckerbissen befindet, sondern wo er sich nicht befindet. So müssen die Tiere den logischen Schluss ziehen, dass sich das Futter folglich unter dem anderen Becher befindet. "Das ist ein klassischer Intelligenztest für Tiere. Menschenaffen schneiden bei diesem Test sehr gut ab, Hunde weniger", erklärt Schloegl.

Im Rahmen des Projekts haben die Kolkraben besser als Dohlen und Keas abgeschnitten. "Das heißt aber noch nicht, dass Kolkraben generell intelligenter sind. Es kann auch sein, dass genau diese Versuchsanordnung besonders auf ihre Fähigkeiten als Futterverstecker zugeschnitten ist", so der Verhaltensforscher.

Verstecken, um zu überleben

Die Kolkraben sind klassische Futterverstecker. Sie konkurrieren um Nahrung sowohl mit Artgenossen, aber auch anderen Fressfeinden, wie z.B. Wölfen und Aasfressern. "Wenn Kolkraben merken, dass sie beim Futterverstecken beobachtet wurden, suchen sie ein neues Versteck", erklärt Schloegl: "Daher nehmen wir an, dass sie sich in andere Tiere hineinversetzen können und somit zu einem Perspektivenwechsel fähig sind."

Ob die hohe Intelligenz von Kolkraben nun exemplarisch für alle Rabenvögel fungieren kann, untersuchen Kotrschal und Schloegl, indem sie Experimente mit drei weiteren Rabenvogelarten durchführen. "Sie alle setzen ihre Intelligenz ganz unterschiedlich ein und ihre Strategien sind abhängig von Lebensraum, Umwelt und der Art der Fressfeinde."

Parallele Intelligenzentwicklung

Sowohl die Rabenvögel als auch die Papageienvögel gleichen sich in ihren besonders hohen kognitiven Leistungen. Doch diese unterscheiden sich in ihrer Ausformung wiederum sehr stark, was die parallele Entwicklung ihrer Intelligenz zeigt.

Über die Evolution der Intelligenz gibt es derzeit zwei Theorien: Die Adaptivitätstheorie besagt, dass jede Art sehr spezifische Intelligenzleistungen entwickelt; die General-Intelligence-Hypothese geht davon aus, dass der evolutionäre Druck, der zur Entwicklung von höherer Intelligenz führte, eine Art genereller Intelligenz hervorbrachte. "Man kann sich das in etwa wie in einem Werkzeugkasten vorstellen", so Schloegl: "Bei Adaptivität verfügt jede Art über spezielle Werkzeuge - die einen haben Hammer und Säge, die anderen Hammer und Meißel, etc. - wohingegen General-Intelligence-Verfechter sagen würden, dass alle Arten die gleichen Werkzeuge besitzen."

Schloegl und sein Team tendieren eher zur speziellen Anpassungstheorie. Genaueres freilich könne er erst nach Beendigung derer Testreihen mit den Vögeln sagen.

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft e.V.

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