Chronische Dürre am Mittelmeer WWF: Hoher Wasserverbrauch in der Landwirtschaft trocknet die Mittelmeerregion aus
Archivmeldung vom 13.07.2006
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Freigeschaltet durch Jens BrehlEiner aktuellen WWF-Studie zufolge wird die Mittelmeerregion in Zukunft mit immer häufigeren und stärkeren Dürrephasen zu kämpfen haben. Verantwortlich für die vor allem in den Sommermonaten auftretenden dramatischen Trockenperioden in weiten Teilen Süd- und Mitteleuropas ist der immense und größtenteils ineffiziente Wasserverbrauch in der Landwirtschaft:
Rund 65 Prozent des gesamten
Verbrauchs landen laut WWF auf Feldern und in Gewächshäusern, und
zwar vor allem, um mithilfe von EU-Subventionen wasserintensive
Feldfrüchte wie Zuckerrüben und Mais zu produzieren. Der WWF fordert
angesichts des Katastrophensommers 2005 und der auch in diesem Jahr
zu erwartenden neuen "Jahrhundertdürren" in Spanien und Portugal ein
sofortiges Umlenken bei der Vergabe landwirtschaftlicher Subventionen
durch die EU. Darüber hinaus seien die Mittelmeerstaaten selbst
gefordert, um den Einsatz und den Konsum der knappen
Trinkwasserressourcen viel stärker als bisher zu regulieren.
"Die Dürren der letzten Jahre zeigen, dass wir es im Mittelmeerraum mittlerweile mit einer chronischen Wasserknappheit zu tun haben", beurteilt Martin Geiger, Leiter des WWF-Fachbereichs Süßwasser, die Ergebnisse der Studie. Geiger hatte bereits im Dürre-Sommer 2005 eindringlich davor gewarnt, die extreme Trockenheit in den Mittelmeerstaaten zu verharmlosen und diese allein durch natürliche Phänomene zu erklären. "Natürlich ist es in Spanien, Italien und Portugal im Sommer heiß und trocken. Aber was wir dort in den vergangenen fünf bis zehn Jahren an Dürren und Waldbränden erlebt haben, ist einfach nicht mehr normal", erläutert Geiger. Nun, im Sommer 2006, stünden die Mittelmeerländer und sogar England erneut vor extremen Dürrephasen und damit auch vor verheerenden Waldbränden, die jedes Jahr riesige Flächen dem Erdboden gleichmachen. "Wenn wir nicht aufpassen, haben wir bald eine neue Wüste Sahara am Mittelmeer", warnt Geiger.
Nach Angaben des WWF hat sich im Mittelmeerraum der Anteil
landwirtschaftlicher Flächen, die bewässert werden, seit den 1960er
Jahren verdoppelt. Statt weiterhin auf Oliven und Zitronen zu setzen,
die allein mit Regen bewässert werden, sind in den vergangenen
Jahrzehnten viele Bauern den Leitlinien der nach Ansicht des WWF
fehlgeleiteten EU-Subventionspolitik gefolgt und haben Mais und
Zuckerrüben angebaut. Dem dadurch gestiegenen Wasserbedarf sind die
Regierungen mit dem Bau weiterer Entsal-zungsanlagen, Staudämme und
Brunnen begegnet. "Mit diesen klassischen Instrumenten der
Wasserpolitik kann nicht mehr kompensiert werden, dass das Wasser
durch den Klimawandel, die Landwirtschaft und den Tourismus immer
knapper wird", stellt Martin Geiger fest. "Alles was zählt ist: den
Verbrauch drastisch einschränken und effizienter gestalten."
Quelle: Pressemitteilung WWF