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Uralt: Beziehung zwischen Vögeln und Blüten

Archivmeldung vom 31.05.2014

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 31.05.2014 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Manuel Schmidt
Das in Messel gefundene Skelett des blütenbestäubenden Vogels
Quelle: Senckenberg (idw)
Das in Messel gefundene Skelett des blütenbestäubenden Vogels Quelle: Senckenberg (idw)

Wissenschaftler des Senckenberg Forschungsinstitutes in Frankfurt haben das älteste Fossil eines blütenbestäubenden Vogels beschrieben. Im gut erhaltenen Mageninhalt des Vogelfossils konnten erstmals verschiedene Blütenpflanzen-Pollen nachgewiesen werden. Daraus kann geschlossen werden, dass der Beginn der Vogel-Blüten-Beziehung mindestens 47 Millionen Jahre zurückliegt. Das Fossil stammt aus der Fossilienfundstelle Grube Messel. Die zugehörige Studie ist heute im Fachmagazin „Biology Letters“ erschienen.

Der fossile Vogel mit seinem aufschlussreichen Mageninhalt (Ausschnitt)
Quelle: Senckenberg (idw)
Der fossile Vogel mit seinem aufschlussreichen Mageninhalt (Ausschnitt) Quelle: Senckenberg (idw)

Sie fliegen von Blüte zu Blüte und übertragen mit ihren langen, dünnen Schnäbeln den für die Bestäubung notwendigen Pollen:

Besonders in den Tropen und Subtropen sind Vögel, neben Insekten, die wichtigsten Blütenbestäuber.

„Während in der heutigen Zeit dieser Vorgang gut bekannt und verstanden ist, gibt es aus der Erdgeschichte bisher sehr wenige Belege für eine Bestäubung von Blüten durch Vögel“, sagt Dr. Gerald Mayr, Leiter der Sektion Ornithologie am Senckenberg Forschungsinstitut in Frankfurt und ergänzt: „Es gab zwar ein paar Hinweise, wie beispielsweise typische Schnabelformen, dass auch in der Vergangenheit nektarsaugende Vögel lebten, es fehlte aber der entscheidende Beweis.“

Diesen hat der Frankfurter Vogelforscher nun gemeinsam mit seinem Kollegen, dem Paläobotaniker Dr. Volker Wilde gefunden: Im gut erhaltenen Mageninhalt eines aus der Grube Messel stammenden Vogelfossils fanden die Wissenschaftler fossile Pollenkörner.

„Ein weiterer Fund, der die Einzigartigkeit Messels belegt“, freut sich Wilde. „Der Pollen ist nicht nur ein direkter Beweis für die Ernährungsweise des Vogels, sondern zeigt auch, dass Vögel schon vor mindestens 47 Millionen Jahre Blüten besuchten!“

Fossile Belege für blütenbestäubende Insekten gibt es bis in die Kreidezeit. Wann die Bestäubung durch Wirbeltiere und insbesondere durch Vögel begann war aber bisher völlig unklar. Der bisher älteste Hinweis für einen fossilen Blütenbestäuber stammt aus dem frühen Oligozän vor etwa 30 Millionen Jahren. „Aber auch dieses Kolibri-Fossil ist nur ein indirekter Beleg für eine nektarivore Ernährung der Vögel“, erklärt Mayr. „In unserem kleinen Messel-Vogel konnten wir durch die exzellente Erhaltung zwei verschiedene Pollentypen identifizieren und haben damit erstmals einen direkten Beweis gefunden.“

Die verschieden großen Pollenkörner befinden sich in großer Menge im Magen des komplett erhaltenen Vogelfossils. „Dies und die Skelett-Anatomie des Vogels lassen den Schluss zu, dass es sich hier tatsächlich um ein nektarsaugendes Tier handelt und der Pollen nicht auf anderem Wege in den Magen gelangte“, erläutert Wilde.

Und noch ein weiteres Fazit lässt der spektakuläre Fund zu: Wenn es vor 47 Millionen Jahren bereits blütenbestäubende Vögel gab, ist davon auszugehen, dass sich auch einige Vertreter der Pflanzenwelt bereits an diese Form der Bestäubung angepasst hatte.

„Bisher gab es aus diesem erdgeschichtlichen Zeitraum keine Pflanzenfossilien, welche die Ornithophilie – also die Anpassung von Blüten an die Bestäubung durch Vögel – belegen“, ergänzt Paläobotaniker Wilde.

„Die typischen Merkmale vogelbestäubter Pflanzen, wie rote Blüten oder schwacher Duft, können aber fossil auch nicht erhalten bleiben“, vervollständigt Mayr. Umso wichtiger sind Funde, wie der Messel-Vogel, um die Vogel-Blüten-Beziehungen in der Erdgeschichte zu verstehen.

Quelle: Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseen (idw)

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