Das Aussterben einer Korallenfischart würde zum Aussterben von 10 Parasitenarten führen
Archivmeldung vom 06.11.2012
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Freigeschaltet durch Manuel SchmidtKorallenriffe erfüllen wesentliche ökologische Funktionen und beherbergen mehr als 25% der weltweiten biologischen Meeresvielfalt (obwohl sie nur 0,1% der globalen Meeresfläche bedecken). Aus diesem Grund stehen sie im Brennpunkt der Biodiversität. Korallenfisch-Parasiten spielen eine wichtige Rolle bei der Evolution der Arten, der Arterhaltung und der Meeresökologie im Allgemeinen. Sie waren bislang jedoch weitgehend unerforscht.
In Neukaledonien befindet sich das zweitgrößte Korallenriff der Welt und die weltweit größte Lagune. Acht Jahre lang untersuchte ein internationales Forscherteam, unter der Leitung von Jean-Lou Justine vom Labor für Systematik, Anpassung, Evolution (Museum d’Histoire Naturelle / UPMC / CNRS / IRD), die Artenvielfalt von Fischparasiten in der Lagune Neukaledoniens. Gemeinsam mit dem Institut für Forschung und Entwicklung (IRD) in Nouméa konzentrierten sich die Forscher in ihrer Studie (hauptsächlich morphologisch) auf folgende Parasiten: Kopepoden (kleine Krebstiere), Monogenea (Hakensaugwürmer), Digenea (Plattwürmer), Cestoden (Bandwürmer) und Nematoden (Fadenwürmer). Ziel war es, die Anzahl der Fischparasiten-Arten und der möglichen Fisch-Parasit-Kombinationen zu schätzen.
Bei 24 Korallenfischarten aus den Familien der Lutjanidae (Schnapper) und der Nemipteridea (Scheinschnapper) gibt es insgesamt 207 mögliche Wirt-Parasit-Kombinationen. 58 Parasitenarten wurden ebenfalls identifiziert. Bei den genau untersuchten Fischarten (d.h. die Anzahl der untersuchten Exemplare lag über 30) wurden zwischen 20 und 25 Wirt-Parasit-Kombinationen pro Fischart ermittelt und die Anzahl der Parasiten lag zwischen 9 und 13 pro Fischart. Die Forscher konnten damit nachweisen, dass zehn Mal mehr Fischparasiten als Fische im Korallenriff leben. Würde also nur eine Korallenfischart aussterben, würde dies das Verschwinden von mindestens zehn Parasitenarten bedeuten, was Auswirkungen auf das ökologische Gleichgewicht der Korallenriffe und die Evolution der Arten hätte.
Alle untersuchten Materialien (Fische und Parasiten) wurden auf verschiedene Sammlungen von Naturkundemuseen weltweit aufgeteilt (Frankreich, Großbritannien, Australien, Tschechien). Dieses Vorgehen unterstreicht die Bedeutung der Erhaltung und Bereicherung der Sammlungen. Diese Arbeit ist bahnbrechend auf diesem Gebiet und kann als Referenz für ähnliche Studien in anderen Korallenriffen genutzt werden. Die Studie wurde im September 2012 in der Fachzeitschrift Aquatic Biosystems veröffentlicht.
Quelle: Wissenschaftliche Abteilung, Französische Botschaft in der Bundesrepublik Deutschland (idw)