Bruchstücke von Kontinenten im Indischen Ozean unter Lava versteckt
Archivmeldung vom 27.02.2013
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie als Ferienziel bekannten Inseln Reunion und Mauritius verstecken einen Mikrokontinent unter sich, der jetzt entdeckt wurde. Mauritia, so der Name des Kontinent-Fragments, löste sich beim Auseinanderdriften von Madagaskar und Indien vor ca. 60 Millionen Jahren und war bisher unter gigantischen Lavamassen versteckt. Solche Kleinstkontinente scheinen in den Ozeanen viel häufiger vorzukommen als bisher angenommen, sagt eine Studie, die in der neuesten Ausgabe von Nature Geosciences („A Precambrian microcontinent in the Indian Ocean“, Nature Geoscience, Vol. 6, doi:10.1038/NGEO1736) erschienen ist.
Das Auseinanderbrechen von Kontinenten steht häufig mit Mantelplumes in Zusammenhang: Das sind riesige Blasen heißen Gesteins, die aus dem tiefen Erdmantel aufsteigen und die tektonischen Platten von unten aufweichen, bis die Platten an diesen Hotspots auseinanderbrechen. So brach der Osten des Urkontinents Gondwana vor ca. 170 Millionen Jahren auseinander. Zunächst wurde ein Bruchstück abgetrennt, aus dem in der Folge Madagaskar, Indien, Australien und die Antarktis entstanden, die danach in ihre heutige Position wanderten.
Bei der Entstehung des Indischen Ozeans scheinen Plumes, die sich derzeit unter den Inseln Marion und Reunion befinden, eine Rolle gespielt zu haben. Wenn die Zone des Auseinanderbrechens am Rand einer Landmasse - in diesem Fall Madagaskar / Indien - liegt, können Fragmente davon abgespalten werden. Die Seychellen sind ein bekanntes Beispiel für ein solches Kontinent-Fragment.
Eine Gruppe von Geowissenschaftlern aus Norwegen, Südafrika, Großbritannien und Deutschland veröffentlichte nun eine Arbeit, die, basierend auf der Untersuchung von Lava-Sandkörnern vom Strand von Mauritius, auf weitere Fragmente hindeutet. Die Sandkörner enthalten den Halbedelstein Zirkon mit einem Alter von 660 bis 1970 Millionen Jahren, was dadurch erklärt wird, dass die Zirkone von der Lava mitgenommen wurden, als diese durch unterliegende kontinentale Kruste dieses Alters drang.
Diese Altersbestimmung wurde durch eine Neuberechnung der Plattentektonik ergänzt, welche genau erklärt, wie und wo die Fragmente in den Indischen Ozean kamen. Dr. Bernhard Steinberger vom Deutschen GeoForschungsZentrum GFZ und Dr. Pavel Doubrovine von der Universität Oslo führten die Berechnung der Hotspot-Spur durch: „Dadurch ergibt sich einerseits die Lage der Platten gegenüber den beiden Hotspots zum Zeitpunkt des Auseinanderbrechens, was auf den ursächlichen Zusammenhang hindeutet,“ so Steinberger. „Andererseits konnten wir zeigen, daß die weggebrochenen Kontinent-Fragmente hinterher ziemlich genau über den Reunion-Plume gewandert sind, was erklärt, daß sie von Vulkangesteinen zugedeckt wurden.“ Die Fragmente, die man bisher nur als Spur des Reunion-Hotspots interpretierte, sind also kontinentale Bruchstücke, die bislang aber nicht als solche erkannt wurden, weil sie von Vulkangesteinen des Reunion-Plumes überdeckt wurden. Man muss deshalb davon ausgehen, dass solche Mikrokontinente im Ozean anscheinend häufiger vorkommen als bislang angenommen.
Quelle: Helmholtz-Zentrum Potsdam - Deutsches GeoForschungsZentrum GFZ (idw)