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NABU zieht ernüchternde Bilanz bei Vogelschutzmaßnahmen an Strommasten

Archivmeldung vom 26.06.2012

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 26.06.2012 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Bild: Manfred Schimmel  / pixelio.de
Bild: Manfred Schimmel / pixelio.de

Bis zum 31. Dezember 2012 haben die Netzbetreiber in Deutschland noch Zeit, Maßnahmen an Mittelspannungsfreileitungen umzusetzen, die Stromschläge bei Vögeln verhindern. Mit Blick auf den bevorstehenden Fristablauf zieht der NABU Bilanz: Von den identifizierten gefährlichen Strommasten der aktuell existierenden 120.000 Kilometer Mittelspannungsleitungen in den jeweiligen Versorgungsgebieten der Bundesländer wurden bisher etwa 60 Prozent entschärft, wie aus einer NABU-Umfrage bei den zuständigen Landesministerien hervorgeht.

"Es ist begrüßenswert, dass einige Bundesländer und Energieversorger die permanente Gefahr für tausende Vögel, an Strommasten zu verenden, erkannt haben und engagiert angegangen sind. Leider hat die Hälfte der 13 Flächenländer die zehn Jahre zur vollständigen Umrüstung verschlafen", kritisierte NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller die Entwicklung.

Das Bundesnaturschutzgesetz schreibt seit 2002 vor, dass neue Strommasten vogelsicher zu bauen und bestehende gefährliche Mittelspannungsmasten bis 2012 technisch nachzusichern sind. Die zugrunde liegenden Vorschriften gelten flächendeckend als verbindlich. Vogelschutzmaßnahmen sind notwendig, weil insbesondere große Vögel wie Störche, Greifvögel und Eulen auf Strommasten landen und so Erd- oder Kurzschlüsse auslösen. Der so genannte Stromtod ist etwa beim Weißstorch die häufigste Todesursache in seinen Brutgebieten. Strommasten können jedoch mit Schutzhauben, Markierungen oder Isolationstechniken dagegen gesichert werden. Baden-Württemberg, Mecklenburg-Vorpommern und Thüringen haben auf die NABU-Abfrage zum Stand der fristgemäßen Umrüstung nicht geantwortet.

Unter den Ländern mit den größten Mittelspannungsnetzen befindet sich lediglich Nordrhein-Westfalen bei der Umrüstung nah am Ziel. Hier sollen nach Angaben der zuständigen Behörden bisher rund 52.000 von 63.000 gefährlichen Masten gegen den Vogel-Stromtod gesichert worden sein. Rheinland-Pfalz, Sachsen und Sachsen-Anhalt sind mit über 70 Prozent Umrüstungsbestand optimistisch, die Frist einhalten zu können. "Sechs Monate vor Fristende hat kein einziges Flächenland eine vollständige Entschärfung erreicht. Wenn der Sicherungsbedarf in zehn Jahren so stiefmütterlich behandelt wurde, ist fraglich ob bis zum Jahresende 100 Prozent erreicht sein werden", so Miller.

Ein effektiver Vogelschutz ist die Erdverkabelung, die 2010 bundesweit bereits 75 Prozent bei der Mittelspannung ausmachte. Einzig und allein die Stadtstaaten können so eine fristgemäße Umrüstung vorweisen. So waren Berlin und Hamburg bereits 2006 fertig und Bremen steht kurz vor Abschluss der Erdverkabelung. Aber auch in Flächenländern wie Schleswig-Holstein geht es bei der Risikoverminderung voran: Bei der Entschärfung 187 sensibler Leitungsbereiche bis zum Jahresende werden dort bereits drei Viertel der Mittelspannungs-Leitungen unter die Erde verlegt sein. Andere Länder, wie Hessen oder Bayern, beschränken sich bei ihren Umrüstungsplänen nur auf EU-Vogelschutzgebiete oder Brutvorkommen besonders bedrohter Arten. Aus Sicht des NABU macht eine zeitliche Priorisierung auf Gebiete mit dem dringendsten Handlungsbedarf innerhalb der Zehn-Jahres-Frist durchaus Sinn, reicht aber nicht aus. "Für einen effektiven Vogelschutz ist es notwendig, über die Schutzgebietsgrenzen hinweg flächendeckend alle Masten sicher gegen Stromschläge zu machen. Gerade besonders geschützte Großvogelarten wie etwa Schwarzstorch und Seeadler, die dank erfolgreicher Schutzkonzepte in ihren Beständen wieder zunehmen, müssen sich ausbreiten können", so Eric Neuling, NABU-Experte für Stromnetze und Naturschutz.

Brutvorkommen seltener Großvögel gibt es gerade im Norden Deutschlands. Umso schwerer wiegt es, dass Brandenburg und Niedersachsen die Schlusslichter bei der Befragung darstellen. Mit den in Brandenburg augenscheinlich fehlenden Kenntnissen über den tatsächlichen Bestand gefährlicher Masten und über den Sicherungsbestand, muss hier zunächst noch Grundlagenarbeit geleistet werden. In Niedersachsen wurde bisher nur jeder dritte Mast umgerüstet. Verzögerungen sind dadurch vorprogrammiert. "Es ist notwendig, dass in der verbleibenden Zeit alles unternommen wird, um auch in diesen Ländern Fortschritte zu erzielen. Die Erfolge müssen zudem von Instanzen geprüft werden, die vom Netzbetreiber unabhängig sind und die Kontrollen ab 2013 weitergeführt werden", so Neuling.

Vollständige Liste der Ergebnisse aus der Befragung nach Bundesländern im Internet zu finden unter www.NABU.de

Quelle: NABU (ots)

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