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Einheimische Wasserfrösche sind bedroht

Archivmeldung vom 01.12.2007

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 01.12.2007 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Der ursprünglich nur in Osteuropa vorkommende Seefrosch (Rana ridibunda) hat sich von Zentralasien bis nach Frankreich und Spanien verbreitet. Foto: Dirk Schmeller/UFZ
Der ursprünglich nur in Osteuropa vorkommende Seefrosch (Rana ridibunda) hat sich von Zentralasien bis nach Frankreich und Spanien verbreitet. Foto: Dirk Schmeller/UFZ

Einheimische Wasserfrösche können durch neu eingewanderte oder importierte Arten verdrängt werden. Zu diesem Ergebnis kommt eine französisch-deutsche Studie. Die Wissenschafter hatten Populationen von Wasserfröschen in Frankreich und Nord-Spanien untersucht und stellten dabei fest, dass der eigentlich nur in Osteuropa verbreitete Seefrosch (Rana ridibunda) das Potential besitzt, einheimische Wasserfrösche wie den Grafschen Hybridfrosch (Rana grafi) oder den Iberischen Wasserfrosch (Rana perezi) zu verdrängen.

Der ursprünglich nur in Osteuropa vorkommende Seefrosch (Rana ridibunda) hat sich von Zentralasien bis nach Frankreich und Spanien verbreitet. Foto: Dirk Schmeller/UFZ
Der ursprünglich nur in Osteuropa vorkommende Seefrosch (Rana ridibunda) hat sich von Zentralasien bis nach Frankreich und Spanien verbreitet. Foto: Dirk Schmeller/UFZ

Diese Fähigkeit begründe sich u.a. darauf, dass der Seefrosch länger lebe und schneller wachse als die einheimischen Arten. Zudem würden die Seefroschweibchen mehr Nachkommen produzieren als ihre Konkurrenten, schreiben die Forscher im Fachblatt Comptes Rendus Biologies. Der Seefrosch hat sich inzwischen von Zentralasien bis nach Frankreich und Spanien ausgebreitet, wobei diese Verbreitung auf die Einführung von lebenden Individuen zum Verzehr zurückzuführen ist. Durch die Vermischung der fremden mit den einheimischen Arten werden die einheimischen Wasserfrösche auf wenige Gebiete zurückgedrängt. Das Einschleppen invasiver Arten durch den Menschen gilt neben dem Klimawandel als eine der Hauptbedrohungen für die Artenvielfalt der Erde.

Die meisten der stabilen Seefrosch-Populationen in Frankreich und der Schweiz gehen darauf zurück, dass diese Froschart für Gourmet-Restaurants gezüchtet oder direkt aus verschiedenen Ursprungslängern eingeführt wurde. Inzwischen hat sich die Frosch-Fauna entlang von grösseren Flussauen in diesen beiden Ländern deutlich zu Gunsten der neuen Froschart verändert. Unklar war bisher jedoch, weshalb sich die neuen Arten gegenüber den etablierten durchsetzen konnten. Dazu untersuchte das Wissenschaftlerteam über 700 Wasserfrösche an 22 Orten im Einzugsgebiet der Rhone in Frankreich und an 4 Orten im Einzugsgebiet des Ebro in Spanien. "Wir mussten feststellen, dass der zugewanderte Seefrosch besonders in sauerstoffreichem und salzarmen Frischwasser ein hohes Konkurrenzpotential hat. Unter diesen Bedingungen haben die einheimischen Frösche kaum eine Chance", erklärt Dr. Dirk Schmeller vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ). Der Verdrängungsprozess basiert u.a. darauf, dass der Seefrosch schneller wächst als die einheimischen Frösche und dadurch in direkte Nahrungskonkurrenz tritt. Darüberhinaus leben Seefroschweibchen länger und sind auch fruchtbarer. Sie produzieren deshalb über ihr gesamtes Leben erheblich mehr Nachkommen und verdrängen so die anderen Froscharten. Die Zahl der Nachkommen wird zudem zusätzlich erhöht, indem bei Paarungen mit dem Grafschen Hybridfrosch (Rana grafi) oder dem Teichfrosch (Rana esculenta) Seefrosch-Nachkommen produziert werden. Dieser letzte Punkt hört sich erstaunlich an, ist aber auf eine spezielle Fortpflanzung, die Hybridogenese zurückzuführen, die es in dieser Form nur bei Wasserfröschen gibt. Alles das kann zum Aussterben der einheimischen Wasserfroscharten führen, meinen die Forscher und empfehlen daher die Ausbreitung des Seefrosches genau zu beobachten.

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft e.V.

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