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"Klatsch, klatsch - hurra", schadet den Delfinen nicht - Tierschützer erwägen juristische Schritte

Archivmeldung vom 02.05.2014

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 02.05.2014 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Duisburger Zoo: Beluga-Dressur (1980er Jahre)
Duisburger Zoo: Beluga-Dressur (1980er Jahre)

Foto: Stefan Scheer
Lizenz: GFDL
Die Originaldatei ist hier zu finden.

Die NRW-Landtagsanhörung am vergangenen Montag zum Thema des Piratenantrags die "Haltung von Delfonen zu beenden" zieht weiterer Kreise. Das Wal- und Delfinschutz-Forum (WDSF) kündigte jetzt juristische Schritte gegen die Delfinhaltung an.

Im Mai will das Bundeslandwirtschaftsministerium (BMEL) die neue Richtlinien für die Delfinhaltung vorstellen. Das WDSF sieht den Entwurf als juristisch angreifbar, weil als wesentliche Grundlage der Delfinhaltung die Zuchtbücher von den betreffenden Zoos in Duisburg und Nürnberg nicht offen gelegt wurden.

In der Anhörung begründete der Duisburger Zoo-Chef Achim Winkler die Verweigerung damit, dass dann "eine Hexenjagd der Tierrechtsorganisationen" befürchtet werde. Zur Kritik der lautstarken Beschallung der Delfine während der Vorführungen durch die Zuschauer äußerte Winkler: "Die Geräuschkulisse im Delfinarium ist vergleichbar wie im Fussballstadion, wenn ein Tor gefallen ist. Klatsch, klatsch und Hurra sind nicht schlimm, weil der Lärmpegel nicht dauerhaft ist. In Florida sorgen in den Meeresbuchten die Jet-Skis für Lärm und die Delfine bleiben trotzdem, auch wegen der Haie im Meer."

WDSF-Geschäftsführer Jürgen Ortmüller dazu: "Diese Argumentation ist an den Haaren herbeigezogen. Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass Delfine unter Lärm leiden und immer wieder durch Anstrandungen zu Tode kommen."

Zur Medikamentengabe räumte Winkler ein, dass die Delfine prophylaktisch behandelt würden, aber Psychopharmaka bei tierärztlichem Bedarf nur selten zum Einsatz kämen.

Der Sachverständige Christoph Maisack von der Deutschen Juristischen Gesellschaft für Tierschutzrecht sah dies anders und äußerte: "Nach rechtlichen Empfehlungen des Europarates haben sich sich die Haltungsbedingungen dem Tier anzupassen und nicht umgekehrt. Die Gabe von Psychopharmaka stellt daher einen Eingriff in das Sozialverhalten der Delfine dar. Die Verabreichung ist nur bei Tiertransporten zulässig und ansonsten nicht."

Maisack machte deutlich, dass ebenso Verstöße bei der Delfinhaltung gegen das Tierschutz- und Landschaftsgesetz vorliegen könnten, weil die dort geforderten hohen Anforderungen an die verhaltensgerechte Tierhaltung aufgrund der Weigerung der Zoos zur Offenlegung der Zuchtbücher und Zoounterlagen fraglich seien.

Zoo-Direktor Winkler rechtfertigt die Delfinhaltung auch damit, dass die Duisburger Wildfänge aus küstennahen Populationen der Sarasota Bay im Golf von Mexiko stammten und dort nicht die Strecken wie im Meer erreichen würden. Außerdem bezeichnete Winkler das offene Meer als eine "Drecksbrühe" im Gegensatz zum aufbereiteten Beckenwasser. Der Sachverständige Nicolas Entrup klärte auf, dass die Sarasota Bay immerhin eine Größe von 225 Quadratkilometern hat.

Auf die Frage an Winkler über die Anzahl Todesfälle in den letzten 20 Jahren antwortete er ohne Angabe von Zahlen ausweichend, dass alle Delfine bisher an Altersschwäche gestorben seien. Dem widerspricht jetzt das WDSF mit einer schriftlichen Aussage des NRW-Umweltministeriums. Dort heißt es: "In den letzten 20 Jahren sind sechs Delfine im Alter von ca. 11-34 Jahren an unterschiedlichen Erkrankungen und weitere neun Tiere kurz nach der Geburt verendet."

Das überarbeitete Säugetiergutachten fordert, dass sich das Dach eines Delfinariums öffnen lassen muss, damit die Delfine auch natürlichen Umwelteinflüssen ausgesetzt werden können. Auf WDSF-Anfrage bestätigte das Umweltamt der Stadt Duisburg mit Schreiben vom 9. April, dass sich das Schiebedach jetzt inzwischen vollständig öffnen lassen würde. WDSF-Mitarbeiter stellten jedoch am letzten Wochenende fest, dass dies nicht der Fall ist und Bauplanen einzelne Dachbereiche abdeckten. Tierpfleger bestätigten, dass sich das Dach nach wie vor nicht öffnen lässt.

Ortmüller vom WDSF: "Die Landtagsanhörung und unsere Vor-Ort-Besichtigung haben genügend Mängel aufgedeckt, um juristisch gegen die Delfinhaltung in Duisburg vorzugehen und das werden wir auch tun."

Seit den Osterferien stehen nach WDSF-Angaben erneut an jedem Wochenende Helfer vor dem Haupteingang des Zoos um die Besucher mit Info-Material über die "katastrophale Delfinhaltung" aufzuklären und vom Besuch des Delfinariums abzuraten. Immerhin hätten sie seit 2010 mit über 90.000 Broschüren die Zoo-Besucher erreicht, wobei im letzten Jahr rund 100.000 Besucher dem Duisburger Zoo fern geblieben sind, meint Jürgen Ortmüller. Dem Zoo gefällt dies nicht, aber außer dem Abfotografieren der Tierschützer konnte Zoo-Chef Winkler nichts weiter veranlassen, weil die Info-Verteilung von der Stadt genehmigt ist.

Quelle: Journal Society GmbH (ots)

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