Unkraut in Arzneipflanzen ohne Herbizide regulieren – wie am besten?
Archivmeldung vom 04.09.2019
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Freigeschaltet durch Manuel SchmidtDie Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) und die Pharmaplant Arznei- und Gewürzpflanzen Forschungs- und Saatzucht GmbH wollen Entscheidungshilfen für Landwirte zur Unkrautregulierung bei Arzneipflanzen erarbeiten. Sie vergleichen in erster Linie nicht-chemische Methoden, darunter verschiedene Varianten der direkten mechanischen Unkrautbekämpfung und unterschiedliche indirekte Maßnahmen, wie beispielsweise Zeitpunkt und Intensität der Saatbettbereitung.
Auf der Praxisseite sind zwei Thüringer Agrargenossenschaften mit großen Erfahrungen im Arzneipflanzenanbau eingebunden – sie testen die Versuchsergebnisse auf dem Acker.
Die nicht-chemische Unkrautregulierung hat im Arzneipflanzenanbau einen besonderen Stellenwert, da in diesem Bereich nur wenige Pflanzenschutzmittel zugelassen sind und einige bestehende Zulassungen auslaufen. Im aktuell gestarteten Projekt befassen sich die Forscher gezielt mit der mechanischen Unkrautregulierung als Alternative zum Herbizideinsatz und zur arbeitsintensiven Handhacke. Übergeordnetes Ziel ist es, den hiesigen Anbau ressourcenschonend und nachhaltig weiterzuentwickeln und wettbewerbsfähig zu halten.
Im ersten Arbeitspaket untersuchen die Forscher und Forscherinnen die Modellkulturen Arnika, Melisse und Pfefferminze (gepflanzt) sowie Engelwurz und Petersilie (gesät) an vier unterschiedlichen Standorten und testen in ihnen Werkzeuge zur Unkrautregulierung. Zum Einsatz kommt moderne Präzisionsstriegeltechnik, Finger- und Torsionshacken sowie verschiedene Hackschare und –messer, für die es jeweils die besten Einstellungen und Einsatzbedingungen herauszufinden gilt. Die untersuchten Modellkulturen stehen exemplarisch für konkurrenzschwache, unkrautsensible Kulturarten mit intensivem Pflegeaufwand.
In einem weiteren Arbeitspaket entwickeln die Forscher Unkrautregulierungsstrategien für gesäte Melisse und Kamille. An diesen Arbeiten beteiligen sich auch die beiden größten deutschen Arzneipflanzen anbauenden Landwirtschaftsbetriebe, die Agrarprodukte Ludwigshof eG und die Agrargenossenschaft Nöbdenitz eG in Thüringen. Auf dem Prüfstand stehen u. a. verschiedene Varianten zur Bodenvorbereitung wie der Zwischenfruchtanbau oder das sogenannte Falsche Saatbett, bei dem Unkräuter vor der eigentlichen Aussaat zum Keimen angeregt und dann mit Striegel oder Egge entfernt werden. Für Melisse will das Projektteam schließlich auch mit verschiedenen Methoden den Unkrautbesatz direkt in der Säreihe reduzieren, beispielsweise durch das ganz gezielte Dämpfen des dortigen Bodens. Im Sinne einer nachhaltigen Landwirtschaft werden in dem Vorhaben die Effekte der mechanischen Unkrautregulierungsmaßnahmen auf den Bodenwasserhaushalt und die Mineralisation erforscht.
Für die Pflege der etablierten Arzneikulturen werden rein mechanische und kombinierte mechanisch-chemische Methoden erprobt. Die vielversprechendsten Maßnahmen kommen mit der Herbstaussaat 2020 bei den beiden Agrargenossenschaften unter realen Bedingungen zum Einsatz.
Ziel ist es, schlussendlich das Kosten-Nutzen-Verhältnis der optimierten Unkrautregulierung im Vergleich zur momentanen Praxis auch für interessierte Betriebe darstellen zu können. Die Projektergebnisse sollen auch auf weitere Arznei- und Gewürzpflanzen oder Gemüsekulturen übertragbar sein und sowohl ökologische als auch konventionelle Produktionsweisen berücksichtigen.
Das Vorhaben wird vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) über den Projektträger Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V. (FNR) gefördert. Informationen stehen auf fnr.de unter den Förderkennzeichen 22024817, 22015618, 22015718 und 22015818 zur Verfügung.
Quelle: Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V. (idw)