Greenpeace demonstriert gegen Piratenfischer in Rostock
Archivmeldung vom 11.03.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittMit einer Tonnenkette sind Greenpeace-Aktivisten in Schlauchbooten heute gegen illegale Fischtrawler im Rostocker Hafen vorgegangen, nachdem eines der fünf Schiffe überraschend den Hafen verlassen hat. Auf einem Transparent steht: "Stoppt Piratenfischer".
Die Fischtrawler stehen auf der schwarzen Liste der
EU, weil sie im Atlantik jahrelang illegal, unreguliert und
undokumentiert gefischt haben und damit gegen internationale Abkommen
verstießen. In Rostock haben die Schiffe überwintert, um nun unter
neuen Namen und neuer Flagge auszulaufen und sich an anderer Stelle
für den nächsten Raubzug zu rüsten. Greenpeace hatte die Flotte
bereits Mitte Dezember entdeckt. Die Behörden haben seitdem nichts
unternommen, um die Vorbereitungen der Piratenfischer zu unterbinden.
"Es ist ein Skandal, dass sich Piratenfischer in einem deutschen
Hafen unbehelligt für ihren nächsten Fang rüsten können", sagt Andrea
Cederquist, Meeresbiologin von Greenpeace. "Diese Fischtrawler dürfen
nach einer EU-Verordnung in den Häfen nicht mit Vorräten, Treibstoff
oder Ausrüstung versorgt werden. Wenn in Deutschland die Behörden
zusehen, wie die Schiffe sich vorbereiten, dann verstoßen sie gegen
die Verordnung." Greenpeace prüft derzeit rechtliche Schritte gegen
das zuständige Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz sowie gegen das entsprechende Ministerium in
Mecklenburg-Vorpommern.
Besonders auf der Hohen See und an den Küsten der
Entwicklungsländer sind Piratenfischer ein enormes Problem. Sie
stehlen Fisch, die Nahrungsgrundlage von einigen der ärmsten Länder,
und zerstören den Lebensunterhalt der einheimischen Fischer. Weltweit
entstehen durch die Piratenfischerei jährlich Verluste zwischen 3,4
und 7,6 Milliarden Euro.
Bereits bei einer ersten Protestaktion am 19. Dezember 2005 hatte
Greenpeace die Bundesregierung aufgefordert, die Piratenfischer an
die Kette zu legen. Damals hießen die etwa sechzig Meter langen
Schiffe noch "Oyra", "Ostroe", "Okhotino", "Olchan" und "Ostrovets".
Mittlerweile heißen sie "Eva", "Junita", "Rosita", "Isabella" sowie
"Carmen" und sind in Georgien registriert. Greenpeace liegen
Informationen vor, wonach die Trawler vor Mauretanien/Westafrika oder
im Pazifik fischen wollen. In den kommenden Wochen wird auch das
Greenpeace-Schiff "Esperanza" im Atlantik vor der Westafrikanischen
Küste kreuzen. Piratenfischer steuern dieses Seegebiet häufig an, da
es dort fast keine Kontrollen gibt.
Mangelnde Kontrollen sind nicht das einzige Problem.
Piratenfischer können viel zu leicht die internationalen Abkommen
umgehen: So ist zwar der Staat, unter dessen Flagge ein Schiff fährt,
für dessen Aktivitäten verantwortlich. Doch einige Länder wie Belize
oder Georgien geben ihre Flagge gegen Bezahlung her. Sie
kontrollieren die Schiffe nicht, so dass Verstöße auch nicht geahndet
werden. Die Trawler in Rostock sind wegen Piratenfischerei aus den
Registern Belizes und Domenicas gelöscht worden. Mittlerweile haben
sie die Georgische Flagge und als neuen Charterer eine Firma in
Panama. Allerdings ist der Eigner der gleiche geblieben.
Quelle: Pressemitteilung Greenpeace e.V.