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Delfinarium in Nürnberg: Oberbürgermeister Maly muss die politische Reißleine ziehen

Archivmeldung vom 24.10.2007

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 24.10.2007 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Der Kulturausschuss der Stadt Nürnberg berät am Freitag erneut über den geplanten Ausbau der Delphinanlage des Nürnberger Zoos zur sogenannten „Delfin Lagune“. Der Deutsche Tierschutzbund e.V. und der Bundesverband Menschen für Tierrechte e.V. haben sich heute gemeinsam in einem offenen Brief an den Oberbürgermeister Dr. Maly gewandt.

Die Botschaft der Tierschützer ist klar: Kein Ausbau der Delfinanlage. Die Gefangenschaftshaltung von Delfinen muss schnellstmöglich beendet werden. Allein der Deutsche Tierschutzbund vertritt insgesamt 800.000 organisierte Tierschützerinnen und Tierschützer in Deutschland. Dem Bundesverband Menschen für Tierrechte sind 100.000 Mitglieder angeschlossen.

Der Brief an den Oberbürgermeister im Wortlaut:

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,

der Deutsche Tierschutzbund und der Bundesverband Menschen für Tierrechte verfolgen mit großer Sorge die jüngsten öffentlichen Verlautbarungen von Stadtratmitgliedern und des Direktors des Tiergarten Nürnberg, die den Eindruck erwecken, als sei der Ausbau der Delfinhaltung in Nürnberg bereits „beschlossene Sache“. Am 26.10. trifft sich der Kulturausschuss des Stadtrates, um abschließend über den Ausbau der „Lagune“ zu entscheiden.

Wir nehmen dies zum Anlass und appellieren nochmals eindringlich an Sie, jetzt die „politische Reißleine“ zu ziehen und dem Ausbau der Delfinanlage eine klare Absage zu erteilen.

Die seit mehr als drei Jahrzehnten andauernde Haltung von Delfinen in Nürnberg, die nach wie vor geprägt ist von hohen Tierverlusten und gescheiterten Nachzuchten, zeigt überdeutlich, dass diese Form der Wildtierhaltung in Gefangenschaft grundsätzlich nicht verantwortbar ist.

Im Rahmen eines Fachgespräches zur Delfinhaltung und Delfintherapie im Juni dieses Jahres in Berlin, an der u.a. Fachwissenschaftler, Tierschutz- und Patientenorganisationen teilnahmen, wurde diese Einschätzung einhellig erneut bestätigt. 

Den Ausbau der Delfinanlage in Nürnberg mit der Schaffung von Räumlichkeiten für eine Delfintherapie zu begründen, ist unseres Erachtens nur ein „Feigenblatt“, um der Delfinhaltung ein positiveres Image zu verleihen. Die Delfintherapie ist keine sozialrechtlich anerkannte Therapie. Zudem gibt es bis heute keinen wissenschaftlich belastbaren Beweis dafür, dass eine Delfintherapie effizienter wäre als andere tiergestützte Therapien, z.B. mit Pferden oder Hunden. Gleichwohl kann die
Delfintherapie aufgrund ihrer teils horrenden Kosten für die Patienten nur einen geringen Teil der tatsächlichen Nachfrage befriedigen und ist im Vergleich zu anderen tiergestützten Therapien im Kosten-Nutzen-Verhältnis deutlich ungünstiger zu bewerten.

Auch vor dem Hintergrund der anhaltend hohen Stadtverschuldung von rund 1,8 Mrd. Euro wäre die Finanzierung dieses kostenintensiven und letztlich tierschutzwidrigen Projektes gegenüber den Bürgern und Steuerzahlern inakzeptabel.

Aus Sicht des Deutschen Tierschutzbundes und des Bundesverbandes Menschen für Tierrechte ist es an der Zeit, die Gefangenschaftshaltung von Delfinen schnellstmöglich zu beenden, um weiteres Tierleid zu verhindern.

In der Hoffnung, dass Sie unser Anliegen im Stadtrat politisch unterstützen und einen möglichen Beschluss für den Ausbau verhindern, verbleiben wir

in Erwartung Ihrer Antwort

mit freundlichen Grüßen

Wolfgang Apel                                     Dr. Kurt Simons

Präsident                                             1. Vorsitzender

Deutschen Tierschutzbundes e.V.         Bundesverband

                                                          Menschen für Tierrechte e.V.

Quelle: Pressemitteilung Menschen für Tierrechte


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