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Sachverständige gegen den Bau neuer Kohlekraftwerke

Archivmeldung vom 26.01.2010

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 26.01.2010 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Bild: Kurt F. Domnik / PIXELIO
Bild: Kurt F. Domnik / PIXELIO

Gegenüber dem ZDF-Magazin "Frontal 21" (Sendung am Dienstag, 26. Januar 2010, 21.00 Uhr) kritisieren Experten den Bau neuer Kohlekraftwerke. "Die Energiekonzerne bauen wild darauf los, solange sie noch bauen dürfen. Sie wollen jetzt Tatsachen schaffen, um ihre Monopole zu sichern. Ein Umdenken in Richtung erneuerbarer Energien hat dort leider kaum stattgefunden", sagt Professor Olav Hohmeyer, Mitglied des Sachverständigenrates für Umweltfragen der Bundesregierung.

Die etwa zwei Dutzend Kraftwerke zur Kohleverstromung, die bis 2020 in Betrieb gehen sollen, seien völlig überflüssig. "Wenn wir die angestrebte Reduzierung des Treibhausgases CO2 in Deutschland um 20 Prozent bis zum Jahr 2020 schaffen wollen, dürfen diese Kohlekraftwerke nicht gebaut werden", so Hohmeyer. Die Energieökonomin Professor Claudia Kemfert vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) ergänzt, dass die Kohlekraftwerke wegen des drohenden Preisanstiegs beim CO2-Zertifikatehandel auch aus wirtschaftlichen Gründen "unverantwortlich" seien, denn "am Ende bezahlt der Verbraucher die Fehlinvestitionen".

Die Experten raten stattdessen, in den Ausbau der erneuerbaren Energien wie Wind, Erdwärme oder Photovoltaik zu investieren. Die Stromversorgung könne für eine Übergangszeit mit billigeren Gaskraftwerken sichergestellt werden, die im Vergleich zur Kohle nur die Hälfte der klimaschädlichen Treibhausgase verursachen. Das Potential der erneuerbaren Energien sei ausreichend, um die komplette Strom- und Wärmeversorgung sicherzustellen. Bis 2050 könne dieses Ziel erreicht werden. "Leider aber wird die Entwicklung der erneuerbaren Energien massiv behindert, wenn jetzt die großen Kohlekraftwerke gebaut werden", sagt der Berater der Bundesregierung Hohmeyer, der bis vor kurzem noch Mitglied des Weltklimarates war - und fügt hinzu: "Die von der Politik immer wieder behauptete Stromlücke beim Umstieg auf erneuerbare Energien ist eine Chimäre - die gibt es nicht."

Im aktuellen Kraftwerkserneuerungsprogramm sind derzeit zehn Kohlekraftwerke mit einer Gesamtleistung von rund 11 000 Megawatt im Bau. Hinzu kommt ein Dutzend weiterer Kohlekraftwerke, die bis 2020 in Betrieb gehen sollen. Durch die neuen Kohlekraftwerke werde die Umwelt mit zusätzlich 100 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr belastet. Auch eine neue Studie des Umweltbundesamtes bestätigt: "Obwohl neue Kohlekraftwerke deutlich höhere Wirkungsgrade haben und deshalb geringere CO2-Emissionen erreichen als alte Kohlekraftwerke, reichen diese Effizienzgewinne bei weitem nicht für eine CO2-Minderung in der Größenordnung aus, wie sie der Klimaschutz erfordert."

Quelle: ZDF

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