Niedersachsen lässt verölte Seevögel im Stich
Archivmeldung vom 10.06.2008
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 10.06.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Oliver RandakDie Wattenmeerstiftung in Niedersachsen hat gestern einen Antrag auf Finanzierung der geplanten Seevogelrettungsstation in Norden abgelehnt. Dabei beruft man sich auf eine Studie, die die Rehabilitationschancen verölter Seevögel als gering einschätzt. Diese Studie aus dem Jahr 2000 spiegelt jedoch nicht den aktuellen wissenschaftlichen Kenntnisstand wieder.
Nachdem die Leiter der Nationalpark-Häuser Baltrum, Dornumersiel und
Juist das von der Landesregierung in Arbeit befindliche Notfallkonzept
zum tiergerechten Umgang mit verölten Seevögeln seit Wochen
torpedieren, hat die Wattenmeerstiftung gegen den Antrag auf Förderung
gestimmt.
„Niedersachsen kann sich nicht auf der Grundlage überholter Ansichten
aus der Verantwortung stehlen und den in Not geratenen Tieren jedwede
Hilfe versagen“, so Wolfgang Apel, Präsident des Deutschen
Tierschutzbundes. Die Behauptungen der Leiter der Nationalparkhäuser
widersprechen den aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen und den
jahrzehntelangen praktischen Erfahrungen des Deutschen
Tierschutzbundes. So unterhält der Deutsche Tierschutzbund eine
professionell arbeitende Seevogelrettungsstation in Kappeln und eine
Erstaufnahmestation auf Sylt. Gearbeitet wird dabei nach dem aktuellen
Stand der wissenschaftlichen Forschung und mit geschultem Fachpersonal.
Hunderten Vögeln konnte bislang geholfen werden. Allein bei dem letzten
Rettungseinsatz des Deutschen Tierschutzbundes im Februar konnten mehr
als 50 Prozent der verölt aufgenommenen Seevögel erfolgreich
ausgewildert werden. Die jetzige Entscheidung der Wattenmeerstiftung
widerspricht auch dem Anliegen des Landesamtes für Verbraucherschutz
und Lebensmittelsicherheit (LAVES), dass seit mehr als einem Jahr im
Auftrag der Landesregierung ein Notfallkonzept für verölte Seevögel
erarbeitet. Noch vor wenigen Wochen teilte das LAVES mit, dass die
Errichtung einer Seevogelrettungsstation aus Tierschutzgründen
unterstützt werde.
„Wir fordern die Landesregierung auf, ihrer Verantwortung gegenüber
verölten Seevögel gerecht zu werden und die Finanzierung einer
Seevogelstation notfalls auch aus anderen Finanztöpfen sicherzustellen.
Der Deutsche Tierschutzbund wird nicht akzeptieren, dass den Tieren
jedwede Hilfe versagt und sie lediglich an den Stränden totgeschlagen
und entsorgt werden“, so Apel. Es sei geradezu zynisch, betonte Apel
zudem, dass der zuständige Umweltminister in Niedersachsen,
Hans-Heinrich Sander, lapidar erklärt, „die Tötung der Tiere sei der
Öffentlichkeit vermittelbar“. „Herr Sander erteilt damit den pauschalen
Todesbefehl für Mitgeschöpfe, ohne diesen eine Chance zu geben, die es
aber wissenschaftlich nachweislich existiert. Das wird die
Öffentlichkeit so nicht akzeptieren. Zudem die Seevögel eben Opfer
menschlichen Fehlverhaltens sind“, erklärt Apel abschließend.