Russischer Aktivist warnt vor Atommüll-Transport nach Majak
Archivmeldung vom 20.11.2010
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer russische Anti-Atom-Aktivist Vladimir Slivyak warnt vor dem Transport deutschen Atommülls nach Majak. Die dortige veraltete Aufbereitungsanlage sei in einem desolaten Zustand, sagte der Vorsitzende der weltweiten Umweltorganisation Ecodefense im Interview der "Frankfurter Rundschau".
"Sie lässt ihr radioaktives Wasser in den Fluss ab, der erst 240 Kilometer später in einen See mündet. Und überall an den Ufern leben Menschen. Sie haben dort ihr Haus, die meisten sind arm und bauen auf den verseuchten Feldern ihr Gemüse an. Fast jeder leidet dort unter der Strahlung. Die Menschen haben Leukämie und verschiedene Krebsarten, auch die Kinder. Es gibt keine Gesunden in Majak."
Den deutschen Behörden wirft Slivyak, der für seine Protestaktionen schon 30 Mal im Gefängnis war, in der Rundschau eine Vogel-Strauß-Haltung vor. "Es ist eine Schande, dass die russische Regierung dies erlaubt und unglaublich, dass Deutschland die Transporte dorthin erlaubt. Beide sind verantwortlich. Niemand kann so tun, als wüsste er nicht, was in Majak passiert. Es waren schon viele Journalisten vor Ort, jeder kann wissen, wie verheerend die nuklearen Mülltransporte für die russische Bevölkerung sind."
Mit verantwortlich für die deutschen Transporte seien auch die USA, sagte Slivyak der "Frankfurter Rundschau". "Laut unseren Informationen machen selbst die Amerikaner Druck, die deutschen Castoren schnell rollen zu lassen. Denn wenn sich der deutsche Transport verzögert, müssen die Amerikaner mit ihrem Schrott länger warten. Viele Länder wollen ihren Atommüll bei uns abladen."
Quelle: dts Nachrichtenagentur