Universität Wien: Auch Fließgewässer verursachen Treibhausgase
Archivmeldung vom 21.01.2008
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittAlle Fließgewässer weltweit - Bäche, Flüsse und Ästuare (Flussmündungen) - stoßen jährlich fast eine Gigatonne Kohlenstoff in Form von CO2 aus. Diese Zahl wurde erstmals von einem Team rund um Tom Battin, Limnologe am Department für Limnologie und Hydrobotanik der Fakultät für Lebenswissenschaften der Universität Wien, geschätzt.
Zum Vergleich: Diese Menge entspricht dem CO2, das alle Menschen
gemeinsam pro Jahr ausatmen; die fossilen CO2-Emissionen, hauptsächlich
verursacht durch Industrie und Verkehr, betragen etwa sieben Gigatonnen
pro Jahr. "In diesen globalen Kohlenstoffkreisläufen wurde immer auch
von der Veratmung von Kohlenstoff in den Ozeanen gesprochen, nicht
jedoch von jenen in den Fließgewässern. Die neue Erkenntnis, dass
Fliessgewässer, inklusive Ästuare, so viel CO2 ausstoßen, sorgt für
einen markanten Paradigmenwechsel", erklärt Tom Battin vom Department
für Limnologie und Hydrobotanik der Universität Wien und der
WasserKluster Lunz GmbH.
Bioreaktiver Kohlenstofftransport in Flüssen
"In
der Studie, die ich mit KollegInnen von renommierten internationalen
Instituten durchführte, haben wir nun die Frage gestellt, wie
Fliessgewässer derartig viel organischen Kohlenstoff zu CO2 umwandeln
können. Bis vor kurzem wurden sie noch ausschließlich als
"Transportwege" von terrestrischem Kohlenstoff zum Meer gesehen", so
Battin: Weiters herrschte die Ansicht vor, dass terrestrischer
Kohlenstoff, der bis zu hundert Jahren in Böden gespeichert war,
schlecht für Mikroorganismen in Gewässern verfügbar ist. Doch dass
dieser Transportweg auch ein "bioreaktiver Ort" für diesen Kohlenstoff
ist, wurde lange Zeit übersehen und deshalb bisher weder in
Klimareports noch in Berechnungen des globalen Kohlenstoffkreislauf
berücksichtigt."
Weltweites Flussnetzwerk ist ein Metaökosystem
Die AutorInnengruppe um Tom Battin geht in ihrem Erklärungsansatz von einem Flussnetzwerk als Metaökosystem aus: "Alle aquatischen Ökosysteme, vom Gebirgsbach bis zum Mündungsgebiet ins Meer, fügen sich zu einem Metaökosystem zusammen, in dem terrestrischer Kohlenstoff vermehrt und wiederholt abgebaut und veratmet werden kann." Dieses Konzept des Metaökosystems veröffentlichen Tom Battin und sieben Co-AutorInnen aus den Bereichen mikrobielle Ökologie, Geowissenschaft und Biochemie in der Februarausgabe von "Nature Geoscience". "Das wesentliche Novum besteht darin, dass sich durch unsere Arbeit ein neues Forschungsgebiet für integrative, aquatische Wissenschaften insgesamt auftut: CO2-Emissionen aus dem Metaökosystem der Fließgewässer", so Tom Battin abschließend.
Quelle: Universität Wien