Kriminelles Händler-Netz vertreibt illegale Pestizide
Archivmeldung vom 28.11.2006
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Freigeschaltet durch Jens BrehlDeutschlands größter Agrarhändler Raiffeisen und andere Händler vertreiben in Süddeutschland und dem Elsass giftige und strikt verbotene Pestizide wie unter anderem "E 605". Das zeigen sechsmonatige Recherchen von Greenpeace. Elf Händler verkauften an die Greenpeace-Ermittler insgesamt ca. 100 Kilogramm illegaler Pestizide wie Bifenthrin, Malathion und Diethion, die entweder in Deutschland nie zugelassen waren oder seit vielen Jahren verboten sind.
Vier der elf Händler gehören zum Raiffeisen-Verband. Eine
Filiale der Raiffeisen-Zentralgesellschaft Karlsruhe im französischen
Salmbach/Elsass verkaufte sogar zehn Liter des hoch gefährlichen
"Schwiegermuttergifts" E 605 - gegen Barzahlung und ohne Rechnung.
Rückstände solcher Mittel werden immer wieder von Greenpeace und
Kontrollbehörden in Lebensmitteln deutscher Herkunft nachgewiesen.
"Die Kunden der Gifthändler sind skrupellose Bauern, die die illegalen Pestizide auf Obst oder Gemüse verspritzen. Schädliche Pestizide landen so direkt auf unserem Essen und in der Umwelt", sagt Manfred Krautter, Chemie-Experte von Greenpeace. "Wir sind entsetzt, dass es ganze Händler-Netzwerke gibt, die stark giftige, krebserregende, die Fortpflanzung und das Hormonsystem schädigende Mittel vertreiben. Und wir sind entsetzt, dass Raiffeisen massiv in diese kriminellen Geschäfte verstrickt ist."
Die Händler dies- und jenseits der deutsch-französischen Grenze
halten deutschsprachiges Verkaufspersonal bereit und wenden sich mit
Ihrem Angebot speziell an kaufwillige deutsche Landwirte. Auf Wunsch
wird die Ware in Deutschland ausgeliefert. Greenpeace stellt heute
auf einer Pressekonferenz in Berlin einen umfassenden Report,
ausführliches Filmmaterial, Kaufbelege und etwa 100 Kilogramm
illegaler Pestizide vor. Die 38 von Greenpeace sicher gestellten
Spritzmittelpackungen enthalten elf in Deutschland und drei auch
EU-weit verbotene Wirkstoffe. Die Umweltorganisation erstattet
Anzeige wegen Verstoßes gegen das Pflanzenschutzgesetz und des
Verdachts auf Steuerhinterziehung.
"Seehofer und die Agrarminister der Länder haben versagt. Dadurch blüht der illegale Gifthandel", sagt Martin Hofstetter, Agrar-Experte von Greenpeace. "Die Behörden sind für die illegalen Geschäfte mit verantwortlich: Wir haben uns an das Landwirtschaftsministerium von Baden-Württemberg gewandt, um gemeinsam mit den Kontrollbehörden einen Händler auf frischer Tat zu fassen, der die illegale Ware sogar per Türzustellung ausliefert. Das Ministerium lehnte jedoch ab und weigerte sich, Ermittlungsbehörden vor Ort zu benennen."
Greenpeace fordert wirksame grenzüberschreitende Kontrollen.
Händler und Bauern, die illegale Spritzmittel verkaufen oder
einsetzen, müssen streng bestraft werden. Ihnen muss die Handels-oder
Produktionserlaubnis entzogen und die Agrarsubventionen gestrichen
werden. Grundsätzlich ist Landwirtschaft ohne Gift und Gentechnik das
Beste für Natur und Umwelt.
Quelle: Pressemitteilung Greenpeace e.V.