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Agroenergie zerstört Tropenwälder

Archivmeldung vom 19.02.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 19.02.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

ROBIN WOOD fordert die Bundesregierung auf, den Import von Biomasse für Strom und Kraftstoffe zu stoppen. Denn die steigende Nachfrage nach Agroenergie führt in Ländern des globalen Südens zu massiver Umweltzerstörung, einer weiteren Belastung des Klimas und einem Verlust von Anbauflächen für Lebensmittel.

Auch durch eine Öko-Zertifizierung von Biomasse werden sich diese negativen Folgen nicht abwenden lassen. Diese Position wird ROBIN WOOD morgen bei einer öffentlichen Anhörung im Bundes¬tag zum Thema „Biomasse“ einbringen.

Deutschland importiert 800 000 Tonnen Palmöl, ein erheblicher Teil davon wandert in die Nah¬rungsmittelindustrie. 380 000 Tonnen aber werden hierzulande schon jetzt - gefördert durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz - vorwiegend in Blockheizkraftwerken verbrannt.

Das Palmöl stammt überwiegend aus Malaysia und Indonesien. In Indonesien sollen in den nächsten Jahren 20 Millionen Hektar in Palmölplantagen verwandelt werden. Dies wird den Druck auf die bestehenden Tropenwälder in dem Inselstaat erhöhen. Um Platz für Plantagen zu schaffen, brennen Konzerne wie Wilmar, größter Palmölhändler der Welt, illegal Waldflächen nieder. Von der Waldzerstörung werden Millionen von Menschen betroffen sein, deren Lebensgrundlage durch die Ausweitung der Ölpalmen-Plantagen zerstört wird.

Feri Irawan, Direktor der indonesischen Umweltorganisation WALHI in der Provinz Jambi, reist zurzeit durch Deutschland, weil er hier auf das Problem aufmerksam machen will. „Euer Energiehunger frisst unsere Wälder“, sagt Irawan und appelliert an die Menschen in Deutschland und der EU: „Ex¬portiert Eure Energieprobleme nicht zu uns!“

Um der Kritik an den Folgen der Biomasseproduktion den Wind aus den Segeln zu nehmen, bringen Industrie und Politik Öko-Zertifikate in die öffentliche Debatte, wie z.B. das vom „Runden Tisch für nachhaltiges Palmöl“ entwickelte RSPO-Zertifikat. Der RSPO-Prozess ist industriedominiert, die vom Palmölboom unmittelbar betroffene Bevölkerung wird an der Ausarbeitung der Standards nicht angemessen beteiligt. Dementsprechend lax fallen sie aus. So ist das hochtoxische Herbizid Paraquat nach wie vor durch die RSPO-Regularien nicht verboten.

Außerdem existieren in den Herkunftsländern der Biomasse wie Indonesien oder Kolumbien Naturschutzgesetze oft allenfalls auf dem Papier, es herrscht Korruption, Land- und Menschenrechte werden mit Füßen getreten. Dies sind keine guten Bedingungen dafür, dass Standards für ein Umweltsiegel berücksichtigt werden. ROBIN WOOD lehnt das RSPO-Zertifikat als Nachweis für nachhaltiges Palmöl daher ab.

Statt einer Zertifizierung fordert ROBIN WOOD zusammen mit mehr als 200 weiteren NGOs ein Moratorium für den Import von Biomasse aus Monokulturen in die EU und die Aussetzung sämtlicher Quotenziele für den Einsatz von Biomasse.

Quelle: ROBIN WOOD

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