UN-Konferenz zum Erhalt der Biologischen Vielfalt: Finanzierung steht auf wackeligen Beinen
Archivmeldung vom 08.10.2012
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittAm Montag startet im indischen Hyderabad die elfte UN-Vertragsstaatenkonferenz zum Schutz der biologischen Vielfalt (CBD). Neben effektiven Finanzierungsmodellen und einem Lastenausgleich zwischen Industrienationen und Entwicklungsländern wird es auch um den Schutz der Weltmeere gehen.
Die Naturschutzorganisation WWF kritisiert, dass derzeit noch vollkommen unklar sei, wie die in den kommenden zehn Jahren dringend benötigten 500 Milliarden Euro zum Schutz und Erhalt der biologischen Vielfalt von der Staatengemeinschaft aufgebracht werden sollten. Die Finanzierung stehe auf "wackelgien Beinen", so der WWF. Die Lösung der chronischen Unterfinanzierung des globalen Biodiversitätsschutzes sei die entscheidende Hürde, die es in Hyderabad zu überspringen gelte. Auch bei der Ausweisung von marinen Schutzgebieten sei die internationale Staatengemeinschaft im Verzug.
Vor zwei Jahren verständigten sich die CBD-Vertragsstaaten darauf, bis 2020 mindestens zehn Prozent der Weltmeere unter Schutz zu stellen. Doch bis heute ist nach WWF-Angaben von diesem Beschluss kaum etwas umgesetzt. Derzeit umfassten die ausgewiesenen Meeresschutzgebiete lediglich 1,6 Prozent der globalen Ozeane. "Die sieben Weltmeere, vor allem die Hohe See, sind den Interessen von Fischerei, Rohstoffförderung und Tourismus noch immer weitgehend schutzlos ausgeliefert", warnt Tim Packeiser, WWF-Referent für Marine Ökoregionen.
In den vergangenen Jahren haben Wissenschaftlern bereits für das Mittelmeer, die Karibik, den West-Atlantik und den Süd-West-Pazifik Regionen mit herausragender ökologischer oder biologischer Bedeutung identifiziert, die es daher unbedingt zu schützen gelte. Die CBD-Vertragsstaaten müssten diese Gebiete anerkennen und die UN-Vollversammlung auffordern, angemessene Schutzmaßnahmen für die internationalen Gewässer ("Hohe See") zu ergreifen, so der WWF.
"Auch Europa hat vor der eigenen Haustüre noch einigen Nachholbedarf. Das Mittelmeer steht unter einem enormen Druck seitens der Anrainerstaaten. Die EU muss endlich in den europäischen Gewässern die dringend notwendigen Schutzmaßnahmen ergreifen", kritisiert Packeiser. Abgesehen von einem großflächigen Schutzgebiet in der ligurischen See gibt es derzeit im Mittelmeer nur kleine, meist küstennahe Schutzgebiete. Eine internationale Expertenkommission hat derweil zehn weitere Mittelmeer-Regionen mit besonderer ökologischer Bedeutung identifiziert.
Quelle: WWF World Wide Fund For Nature (ots)