Erstes Video von «wiederkäuenden» Nasenaffen
Archivmeldung vom 31.03.2011
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Freigeschaltet durch Manuel SchmidtNur sehr selten wird bei einem grossen Tier eine bisher unbekannte Verhaltensweise beobachtet. Deshalb sind die Videos, die Forscher zu einem Artikel in «Biology Letters» veröffentlicht haben, eine kleine Sensation: Sie zeigen Nasenaffen, die geschluckte Nahrung wieder hochwürgen, kauen, und wieder hinunterschlucken – ganz wie wiederkäuende Kühe.
Für Marcus Clauss, Mitautor dieser japanischen Studie, waren diese Beobachtungen spektakulär. Er forscht an der Universität Zürich seit längerem über Pflanzenfresser mit einem Vormagensystem – und Nasenaffen sind solche «Vormagen-Verdauer» genauso wie Flusspferde, Faultiere, Kängurus oder Kühe.
Im Gegensatz zu solchen Pflanzenfressern wie Pferden, Nashörnern, Kaninchen, oder vielen anderen Affen-Arten, die ihre Pflanzennahrung im Dickdarm verdauen, haben «Vormagen-Verdauer» dabei ein Problem: Ihr Verdauungssystem verträgt es nicht, wenn zu hohe Futtermengen aufgenommen werden. Dann fliesst der Nahrungsbrei zu schnell durch den Vormagen. Sie sind sozusagen zu zurückhaltender Futteraufnahme verdammt. Dickdarm-Verdauer haben keine solche Beschränkung. Unter ihnen gibt es Arten mit hoher Futteraufnahme wie die Elefanten oder mit niedriger Futteraufnahme wie Koalabären.
Nur Wiederkäuer – also Kühe, Büffel, Hirsche, Antilopen, Giraffen und Kamele – haben laut Clauss eine Lösung für das Vormagen-Problem gefunden. Da sie den Futterbrei intensiv zerkleinern, können sie sich eine höhere Futteraufnahme leisten. Und genau diese Theorie scheint durch die Beobachtungen an den Nasenaffen unterstützt zu werden. Sie weisen darauf hin, dass die Affen an Tagen, an denen sie das wiederkauartige Verhalten zeigen, insgesamt länger und damit vermeintlich mehr fressen als an anderen Tagen.
Bislang wurde dieses Verhalten nur bei Nasenaffen aus einem bestimmten Gebiet in Malaysia beobachtet. Ob es sich hier um eine regionale Tradition handelt, oder ob alle Nasenaffen dieses Verhalten zeigen und es bislang nur nicht bemerkt wurde, bleibt offen.
Quelle: Universität Zürich