Neue Algengruppe entdeckt: Picobiliphyta
Archivmeldung vom 12.01.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittWie jetzt im Wissenschaftsmagazin Science berichtet, handelt es sich bei den Algen um Vertreter des kleinsten pflanzlichen Planktons, dem Picoplankton ("Picobiliphytes: A marine picoplanktonic algal group with unknown affinities to other Eukaroytes" Science, Vol. 316). Aufgrund ihrer Größe von nur wenigen tausendstel Millimetern und dem Vorkommen einer Pigmentgruppe, den so genannten Phycobiliproteinen, gaben die Forscher ihnen den Namen Picobiliphyta.
Die Photosynthese in den Meeren macht etwa 50 Prozent der weltweiten
Photosynthese aus. Dominiert wird sie von mikroskopisch kleinen Algen, dem so
genannten Phytoplankton. Wissenschaftler gehen davon aus, dass bis zu 90 Prozent
der Arten des Phytoplanktons noch unbekannt sind. In der vorliegenden Arbeit
untersuchten die Wissenschaftler mit Hilfe molekularer Techniken die kleinsten
Mitglieder des Planktons, das Picoplankton. Durch die geringe Größe des
Picoplanktons von nur wenigen tausendstel Millimetern lassen sich die Organismen
nur schlecht mit einem Mikroskop untersuchen oder identifizieren.
Die
Forscher nutzen bei ihrer Arbeit Gensequenzen des in allen Zellen vorkommenden
18S Genes. Durch den Vergleich von unbekannten mit schon bekannten Gensequenzen
lässt sich die Identität neuer Organismen ableiten. "Die in den Algen gefundenen
Gensequenzen ließen sich keiner der bisher bekannten Organismengruppen
zuordnen", erläutern Dr. Klaus Valentin und Dr. Linda Medlin, Mitautoren der
Studie und Molekularbiologen am Alfred-Wegener-Institut in Bremerhaven. Die
untersuchten Algen stammen von Planktonproben aus verschiedenen Bereichen des
Nordatlantiks sowie aus dem Mittelmeer. Die Wissenschaftler entdeckten eine also
völlig neue Organismengruppe, die weit verbreitet ist. "Ein deutlicher Hinweis
darauf, dass es in den Meeren noch viel zu entdecken gibt, vor allem mit Hilfe
molekularer Methoden", so Valentin.
Neben den unbekannten Gensequenzen identifizierten die Forscher in den Algen Inhaltsstoffe, so genannte Phycobiliproteine, die zum Beispiel auch in Rotalgen als Farbstoffe vorkommen. Bei der neu entdeckten Algengruppe finden sich diese Phycobiliproteine allerdings in den Plastiden, dem Ort der Photosynthese. Dies war bisher von keiner Algenart bekannt und für die Forscher ein deutlicher Hinweis auf eine bisher nicht bekannte Algenart. In Anspielung auf ihre geringe Größe und das Vorhandensein von Phycobiliproteinen gaben die Forscher der Algengruppe den Namen Picobiliphyta.
Quelle: Pressemitteilung Informationsdienst Wissenschaft e.V.