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Deutsche Umwelthilfe kritisiert Fangquoten für Atlantik und Nordsee als rechtswidrig

Archivmeldung vom 18.12.2019

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 18.12.2019 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott
Bild: sabine schmidt / pixelio.de
Bild: sabine schmidt / pixelio.de

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) und die Initiative Our Fish kritisieren die am frühen Morgen bekannt gegebenen Fangquoten für 2020 in Atlantik und Nordsee als teilweise rechtswidrig. Die Fangquoten orientieren sich zwar so stark wie nie zuvor an wissenschaftlichen Empfehlungen, liegen für einige Bestände dennoch deutlich zu hoch.

Das in der Gemeinsamen Fischereipolitik (GFP) gesetzlich vorgeschriebene Ziel, die Überfischung bis 2020 zu beenden, wird deshalb verfehlt. Dazu Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer der DUH: "Die EU-Fischereiminister hatten 6 Jahre, um die Überfischung zu beenden, doch sie schafften es auch dieses Mal nicht. Seit Jahren werden die Empfehlungen der Wissenschaft ignoriert. Die Konsequenz dessen sieht man aktuell beim Kabeljau in der Nordsee und beim kollabierten Dorschbestand in der Ostsee. Von einem gesunden ökologischen Zustand sind in unseren Meeren viele Bestände weit entfernt. Deutschland hat im nächsten Jahr die EU-Ratspräsidentschaft inne. Wir erwarten von der zuständigen Ministerin Julia Klöckner daher, dass die Fangmengen ausnahmslos wissenschaftlichen Empfehlungen folgen."

Die EU-Fischereiminister verhandelten vom 16. bis 18. Dezember die Fangquoten für das Jahr 2020 für über 100 Fischbestände in der Nordsee und im Atlantik. Über die für Deutschland kommerziell interessanten Fischbestände verhandelte die EU bereits vorab unter Ausschluss der Öffentlichkeit mit Norwegen. Die DUH begrüßt zwar die Bemühungen der EU-Kommission, die gesetzlichen Vorgaben einzuhalten. Die schließlich in einem Kompromiss mit Norwegen ausgehandelte Fangquote für den Kabeljaubestand in der Nordsee übersteigt dennoch deutlich die wissenschaftlichen Empfehlungen. Der Internationale Rat für Meeresforschung (ICES) empfahl für 2020 eine drastische Reduzierung der Kabeljau-Fangmengen für 2020 von 61 Prozent im Vergleich zu 2019, festgelegt wurde aber nur eine Kürzung von 50 Prozent.

Rebecca Hubbard, Direktorin der Our Fish-Kampagne, sagt: "Die EU-Fischereiminister haben heute grünes Licht für eine Fortführung der Überfischung gegeben und so eine schockierende Ignoranz gegenüber der Biodiversitäts- und Klimakrise gezeigt. Die jahrzehntelange Überfischung unserer Fischbestände ist ein Grund für die schwindende Artenvielfalt in unseren Meeren. Zusätzlich bedroht der Klimawandel unsere Meeresumwelt. Mit einem Ende der Überfischung hätten die Fischereiminister eine effektive Klimaschutzmaßnahme auf den Weg bringen können, denn nur gesunde Meere voller Leben können uns aktiv vor der Klimakrise schützen. Doch leider wurden erneut kurzfristigen Gewinnen einiger Weniger der Vorrang vor Natur, Küstengemeinden und der Gesundheit unserer Meere gewährt. Auch wenn Deutschland keine große Fischereination ist, wäre dessen Einsatz für ein Ende der Überfischung ein richtiger und wichtiger Schritt gewesen, um der Forderung von Bundeskanzlerin Merkel nach mehr Klimaschutz nachzukommen."

Neben zu hoch festgelegten Fangmengen gefährden die nicht gemeldeten illegalen Rückwürfe die Erholung der überfischten Fischbestände, vor allem in der Grundschleppnetzfischerei. Seit 2017 gilt das Rückwurfverbot auch für den Kabeljau in der Nordsee. Dieses wird jedoch nicht ausreichend kontrolliert. "Die EU-Mitgliedstaaten haben es versäumt, das Rückwurfverbot umzusetzen und ausreichende Kontrollsysteme zu etablieren. Deshalb geht die Verschwendung unserer kostbaren Ressourcen auf See weiter. Deutschland hätte dem Vorbild Dänemarks folgen und den Einsatz elektronischer Fernüberwachung für diejenigen Fangschiffe fordern müssen, die gefährdete Bestände befischen und ein hohes Rückwurf-Risiko aufweisen. Aber ohne den politischen Willen werden die illegalen Rückwürfe weitergehen wie bisher", so Sascha Müller-Kraenner weiter.

Quelle: Deutsche Umwelthilfe e.V. (ots)

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