NABU: Schlupflöcher der Verpackungsverordnung stopfen - Trittbrettfahrer stoppen!
Archivmeldung vom 24.07.2006
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 24.07.2006 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Jens BrehlDer Naturschutzbund NABU hat auf Schlupflöcher in der Verpackungsverordnung aufmerksam gemacht. Unter dem Motto "Rote Karte für Recyclingpreller" haben NABU-Mitarbeiter am Montag einen 25 Kubikmeter großen Verpackungskubus auf dem Potsdamer Platz in Berlin aufgestellt.
Dieses Volumen entspricht 90.000 leeren
Drogerieverpackungen und damit einem Gesamtgewicht von einer Tonne.
"Für diese Tonne Berliner Verpackungsmüll zahlen die Drogerien keinen
Beitrag für die haushaltsnahe Sammlung und die Verbraucher quasi
doppelt", kritisierte NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller.
Hersteller und Händler setzen zunehmend auf die so genannte Selbstentsorgung ihrer Verpackungen. Das bedeutet, dass sie die tatsächlichen Kosten für das Recycling dieser Verpackungen nur tragen, wenn der Verbraucher leere Shampooflaschen, Zahnpastatuben und Cremedosen selbst zurück in die Läden bringen würde. NABU-Aktive hatten im März in einer bundesweiten Testaktion erhebliche Mängel der Selbstentsorgerlösungen bei den Drogerieketten Rossmann, Schlecker und dm festgestellt. Die leeren Verpackungen werden aufgrund fehlender Informationen und Verbraucherfreundlichkeit in der Regel nicht zurück gebracht, sondern landen in der Gelben Tonne oder im Restmüll.
"Es ist völlig unklar, was z.B. die Drogerien mit den eingesparten
Geldern machen", so der Bundesgeschäftsführer. Offensichtlich bringt
die Selbstentsorgung dem Verbraucher keinen Vorteil, da einschlägige
Drogerieartikel dennoch nicht günstiger verkauft werden, wie
Testkäufe zum Vergleich bei Handelsunternehmen, die an die
haushaltsnahe Wertstoffsammlung angeschlossen sind, und bei
Selbstentsorgern bestätigten. "Hersteller und Händler dürfen sich
ihrer Produktverantwortung für die tatsächliche Sammlung und das
Recycling ihrer eigenen Verpackungen nicht zum Nachteil der
Verbraucher entziehen", so Miller.
Die Umweltminister des Bundes und der Länder haben die vom NABU aufgedeckten Defizite der Verpackungsverordnung aufgegriffen und Ende Mai eine Überarbeitung der Verpackungsverordnung beschlossen. Der NABU begrüßt diese Initiative. Ziel muss es sein, eine Produktverantwortung für die eigenen Verpackungen einzufordern, die haushaltsnahe Wertstoffsammlung zu sichern und die Schlupflöcher beim Verpackungsrecycling zu schließen. Alle pfandfreien Verpackungen, die bei den Endverbrauchern anfallen, sollten in Systemen für die haushaltsnahe Wertstoffsammlung gesammelt und recycelt werden.
Quelle: Pressemitteilung NABU