Die Nase voll von Tempo & Co
Archivmeldung vom 09.02.2007
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 09.02.2007 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer Durchschnittsbürger tut es mindestens einmal am Tag. Er greift zum Papiertaschentuch - um sich die triefende Nase zu schnäuzen, Brille oder Autofenster zu putzen, Kindertränen zu trocknen oder Kaffeekleckser wegzuwischen. Kaum jemand denkt daran, dass dafür Wälder vernichtet und das Klima belastet wird.
Es ginge problemlos auch umweltfreundlicher -
durch sparsamen Umgang mit diesem Wegwerfprodukt und den Einsatz von
Recyclingpapier.
Jährlich mehrere Milliarden Päckchen mit je zehn Taschentüchern kaufen
die Kunden hierzulande. Der ganz überwiegende Teil ist aus frischem
Zellstoff hergestellt, für den Bäume gefällt werden müssen. Verarbeitet
zu Taschentüchern wird dieser wertvolle Rohstoff -- einmal genutzt und
weggeworfen -- dem Kreislauf entzogen.
Die Auswirkungen für die Umwelt sind erheblich. Wälder werden in großem
Maßstab vernichtet, nur um aus dem Holz Papier herzustellen. Inzwischen
landet fast jeder zweite, von der Holzindustrie irgendwo auf der Welt
eingeschlagene Baum in der Papierproduktion. Auch die Herstellung des
Frischfaserpapiers belastet die Umwelt unnötig stark. So wird dabei -
laut einer Öko-Bilanz des Umweltbundesamtes - doppelt soviel Energie
verbraucht wie bei der Produktion von Recyclingpapier. Entsprechend mehr
klimaschädliche Treibhausgase entstehen.
Mit Faseruntersuchungen hat ROBIN WOOD zudem nachgewiesen, dass
Hygiene-Papier-Produkte bis zu 60 Prozent aus Eukalyptus-Zellstoff
bestehen, denn Eukalyptusfasern machen die Produkte besonders flauschig.
Am Beispiel "Tempo" kann man die Folgen erkennen. Der international
agierende Konzern Procter&Gamble kauft den Zellstoff für seine
Tempo-Taschentücher in Brasilien. Wo es früher eine vielfältig genutzte
Landschaft gab und auch atlantischer Küstenregenwald wuchs, erstrecken
sich jetzt Eukalyptus-Monokulturen bis zum Horizont. Der ansässige
Zellstoff-Konzern Aracruz hat die indianische Urbevölkerung von ihrem
Land verdrängt und schreckt auch vor Gewalt nicht zurück. Anwohner
klagen darüber, dass Flüsse und Brunnen austrocknen, seitdem es die
Eukalyptus-Pflanzen in ihrer Nachbarschaft gibt.
Diese Produktion auf Kosten von Menschen und Umwelt müssen Konsumenten
nicht unterstützen. "Lassen Sie Tempo & Co einfach in den Regalen
liegen", rät Peter Gerhardt, Tropenwaldreferent bei ROBIN WOOD. Eine
Alternative sind Taschentücher aus Recyclingpapier mit dem Umweltzeichen
"Blauer Engel". Die haben allerdings viele Supermärkte nicht mehr im
Angebot. Kürzlich hat auch noch der Papier- und Holzkonzern SCA ("Zewa")
die Produktion seiner Recyclingpapier-Taschentuchmarke "Danke"
eingestellt. Taschentücher mit dem "Blauen Engel" findet man aber in
vielen Bioläden und bei Öko-Versendern. Eine Alternative können auch
Stoff-Taschentücher sein. Bei vielen Gelegenheiten - Brille putzen etc.
- tut es auch ein einfacher Lappen.
Quelle: Pressemitteilung ROBIN WOOD