Kein Geld für Ausrottung der Grauwale!
Archivmeldung vom 08.09.2006
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Freigeschaltet durch Jens BrehlDer WWF zeigt sich enttäuscht vom Beschluss des Bundestages, der Vergabe eines Millionenkredits der Europäischen Entwicklungsbank für das Ölförderprojekt Sachalin II keinen Riegel vorzuschieben.
Der
Bundestag hatte gestern Abend einem Antrag zugestimmt, wonach sich
Finanzminister Peter Steinbrück bei der Europäischen Bank für
Wiederaufbau und Entwicklung (EBWE) für eine Vergabe des Kredits in
Höhe von 400 Millionen US-Dollar aussprechen kann. Einzige Bedingung
soll die Zusage der Projektführung sein, ökologische Schäden
möglichst zu vermeiden. Schein-Auflagen, wie WWF-Walexperte Volker
Homes findet. "Der Antrag ist weichgespült worden. Auf dem Papier
sieht das gut aus, den letzten Grauwalen wird es nichts nützen." Sei
das Geld erst einmal geflossen, hätten Unternehmen in der Praxis noch
immer einen Weg gefunden, solche butterweichen Auflagen auszuhöhlen.
Das Sachalin II genannte Projekt bezeichnet das größte Öl- und Gasförderprojekt der Welt vor der gleichnamigen Insel Russlands im Nordwestpazifik. Unter der Leitung des Shell-Konzerns soll die Firma Sakhalin Energy damit die bereits seit 1999 bestehende Anlage Sachalin I erweitern und vor allem der wachsende Energiehunger in China, Korea und Japan gedeckt werden. Der geplante Ausbau liegt direkt in den Nahrungsgründen der weltweit letzten 100 Westpazifischen Grauwale. Die vom Aussterben bedrohten Tiere halten sich in den Sommermonaten in der Region auf und ernähren sich und ihren Nachwuchs dort für die Wintermonate. Lärm und auslaufendes Öl gefährden nach Angaben des WWF das Überleben der Meeressäuger. Forscherteams registrieren zudem seit 1999 vermehrt abgemagerte Tiere. Ein von Shell selbst beauftragtes Gutachten bestätigte im April 2006 erneut diese Befürchtungen.
"Unter diesen Vorraussetzungen darf die Europäische
Entwicklungsbank dem Projekt überhaupt keinen Kredit einräumen. Egal
welche Auflagen daran geknüpft sind", so Artenschützer Homes.
Der WWF weist darauf hin, dass der Beschluss des Bundestages keine bindende Wirkung hat, sondern lediglich eine Empfehlung darstellt. Jetzt liege es in der Hand von Finanzminister Steinbrück, sich für oder gegen den Schutz der Grauwale zu entscheiden. Der WWF fordert den SPD-Politiker auf, das Überleben der gefährdeten Tiere nicht dem Gewinninteressen der Ölindustrie zu opfern und den Kredit an Sakhalin Energy abzulehnen.
Quelle: Pressemitteilung WWF World Wide Fund For Nature