Miller: Waldumbau ist dringend notwendig - naturnahe Wälder sind widerstandsfähiger
Archivmeldung vom 07.09.2018
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Freigeschaltet durch André OttIn den vergangenen Wochen haben die Waldbrände in Kiefernforsten für bundesweite Aufmerksamkeit gesorgt. In Fichtenforsten ist derzeit eine Vermehrung von Borkenkäfern zu beobachten, die zum Absterben von Fichten führt. Im Rahmen von sogenannten Waldschutzmaßnahmen werden auch Pestizide zum Schutz des Holzes und der angrenzenden Forste eingesetzt.
"Die Fichtenforste machen seit vielen Jahren sehr deutlich, wie anfällig sie gegenüber extremen Wetterereignissen sind. Dürre und Hitze haben in diesem Jahr auch den Borkenkäfer-Befall begünstigt, das Insekt hatte bereits mit einem warmen April optimale Bedingungen. Auch haben durch Stürme vorgeschädigte Wälder dem Borkenkäfer weniger entgegenzusetzen", sagt NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller. Besonders betroffen von Borkenkäfermassenvermehrungen dürften Bundesländer mit einem hohen Fichtenanteil sein. Dazu zählen Bayern, Nordrhein-Westfalen, Sachsen, Thüringen und Baden-Württemberg.
"Aus den Fehlern der vergangenen Jahrzehnte müssen wir schneller lernen. Gerade im öffentlichen Wald dürfen wirtschaftliche Interessen beim Waldbau nicht das Maß der Dinge sein. Es zeigt sich immer wieder - je naturnäher der Wald, desto weniger anfällig ist er gegen extreme Wetterereignisse, die durch den Klimawandel immer häufiger auftreten", so Miller weiter.
Die Fichte (Picea abies) gehört zum natürlichen Baumartenspektrum in Deutschland. Allerdings käme sie von Natur aus in Deutschland nur in den höheren Lagen der Mittelgebirge und in den Alpen vor. Auf Grund der Nutzungsgeschichte der Wälder und den ökonomischen Interessen der Forst- und Holzindustrie hat die Fichte heute immer noch einen Anteil von 25 Prozent, mit abnehmender Tendenz.
Durch die Bildung von Harz können sich die Fichten gegen Borkenkäfer wehren. Zur Harzbildung wird Wasser benötigt, welches momentan den Bäumen aufgrund der anhaltenden Trockenheit nicht zu Verfügung steht. Gleichzeitig profitieren die Borkenkäfer von den hohen Temperaturen und können sich gut vermehren. Zur Bekämpfung der Borkenkäfer werden auch Pestizide im Rahmen der sogenannten Polterspritzung, wobei im Wald lagerndes, geerntetes Holz mit einem Insektizid behandelt wird, eingesetzt.
"Wir können aber nicht über Jahre mit Gift gegen die Klimaveränderung ankämpfen. Kurzfristige Lösungen sind nicht vorhanden. Mittel- bis langfristig hilft nur der Waldumbau hin zu naturnahen Laub- und Mischwäldern. Der Trend der Forstwirtschaft, Fichten durch Douglasien und andere schnellwachsende Nadelbaumarten zu ersetzten, verhindert die Entwicklung naturnaher Waldstrukturen und muss beendet werden", fordert der NABU-Waldexperte Stefan Adler.
Mehr Infos: www.nabu.de/natur-und-landschaft/waelder
Quelle: NABU (ots)