Wasserwerk Wald in Rheinland-Pfalz von Säuren in Wald-Böden stark gefährdet
Archivmeldung vom 09.12.2014
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie Waldböden in Rheinland-Pfalz sind zu sauer. Das Wasserwerk Wald und damit auch das Trinkwasser - unser Lebensmittel Nr.1 - werden weiter zunehmend von Säuren im Waldboden geschädigt. 34% aller Waldböden weisen inzwischen Versauerungsschäden auf.
Der Landesregierung in Mainz zufolge schreitet die Bodenversauerung auf etlichen Waldflächen ohne Bodenschutzkalkung im Waldland Rheinland-Pfalz weiter voran. Experten zufolge müssten jährlich als unterste Grenze rund 10. 000 ha Waldböden gekalkt werden. Auch die aktuellen Befunde der Bodenzustandserhebung zeigen, dass weitere Waldkalkungen zur Gesunderhaltung der Wälder und des Grundwassers in Rheinland-Pfalz notwendig sind.
Waldbesitzer und Unternehmen der Forstwirtschaft fordern daher von der Landesregierung mehr zielgenaue Anstrengungen beim Boden- und Trinkwasserschutz in Rheinland-Pfalz. Doch genau das Gegenteil ist der Fall. Die Landesregierung ruft die von der EU und vom Bund zur Verfügung gestellten Gelder für Bodenschutzkalkungen gar nicht ab. Diese nicht nachvollziehbare Verweigerungshaltung führt 2014/2015 zu einem kompletten Stopp der Bodenschutzkalkungen in Rheinland-Pfalz.
Burkhard Eusterwinter von der Aktionsgemeinschaft Bodenschutz sagte in Mainz: "Für rund zwei Millionen Euro zur Förderung der Bodenschutzkalkungen können nur etwa 7.500 ha säuregeschädigte Waldböden mit Kalk pro Jahr kompensiert werden. Werden diese Mittel auf fünf Millionen Euro aufgestockt steigt die gekalkte Fläche auf rund 19 000 ha. Das sind in 10 Jahren insgesamt rund 190 000 ha mit Kalk kompensierte Flächen z.B. auch im Kleinprivatwald. Dieses Ziel sollten alle Verantwortlichen in der Praxis anstreben.
Die Kosten pro Hektar betragen bei der Ausbringung von rund 3 t Dolomitkalk pro Hektar unterm Strich rund 290 Euro. Diese Summen könnten die Waldbesitzer allein nicht aufbringen.
Für Forstwissenschaftler sind Bodenschutzkalkungen die "Zinszahlungen" für die im Langzeitgedächtnis der Böden über lange Zeiträume gespeicherte "ökologische Hypothek."
Dazu zählen Versauerung, Basenarmut, Rohhumusauflagen und Schwermetalldepots in den Waldböden. Bodenschutzkalkungen mindern Risiken und Gefahren für die wichtigen Schutzgüter Boden, Wald und waldbürtige Wässer und unterstützen den Wald beim Kampf gegen Klimaveränderungen beim Überleben. Ähnlich äußerten sich auch heimische Waldbesitzer mit Blick auf klimabeständige Zukunftswälder. Diese müssten in den folgenden Jahrzehnten mit weniger Wasser auskommen. Gute, lockere und kompensierte Böden seien Garanten für künftige intakte heimische Wälder. Bodenschutzmaßnahmen gelten als Investition in den Wald der Zukunft.
Tilman Frohmaier von der Aktionsgemeinschaft Bodenschutz zufolge nehmen Bodenschutzkalkungen auch in anderen Bundesländern drastisch ab, gehen teilweise gegen Null, weil Waldbesitzer und Landesregierungen ihre Eigenanteile bzw. die dazugehörige Umsatzsteuer nicht aufbringen können. Diese negativen Auswirkungen untergraben die Ziele der Waldstrategie 2020 in Deutschland nachhaltig und führen hier zu einem ruinösen Verlust von Fachwissen.
Bodenschutzkalkungen erfolgen laut Frohmaier fast nur noch vom Hubschrauber aus in niedriger Höhe. Bundesweit gibt es noch rund zwei Dutzend speziell dafür ausgebildete Piloten mit etwa 20 Helikoptern. Allein die Ausbildung der Piloten kostet pro Mann rund 150 000 Euro. Die Kosten für Maschinen und Einsatz-Ausrüstungen für Bodenschutzkalkungen gehen in mehrstellige Millionenbereiche. Derzeit werden jährlich bundesweit etwa 70.000 ha Waldböden mit ca 200.000 Tonnen Kalk kompensiert. Brechen die Aufträge weg, wandern die Piloten in andere Aufgabenfelder ab.
Burkhard Eusterwinter von der Aktionsgemeinschaft Bodenschutz und andere Verbandsrepräsentanten regten an: "In die grundsätzlichen finanzpolitischen Überlegungen sollte zudem einmünden, dass die Wasserwirtschaft von intakten Waldböden besonders profitiert. Aufwändiges Verschneiden von Trinkwasser spart z.B. über ein intaktes "Wasserwerk Wald" viele Millionen Euro ein." Bund und Länder sollten sich die zuvor für Bodenschutzkalkungen bereitgestellten Gelder über die Wasserrechnungen im Promillebereich oder über eine Pauschale von der Wasserwirtschaft zumindest anteilmäßig zurückholen.
Quelle: Aktionsgemeinschaft Bodenschutz (ots)