Greenpeace nennt Merkels Klimaschutzziele eine Mogelpackung
Archivmeldung vom 08.03.2007
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 08.03.2007 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Jens BrehlZwanzig Prozent Kohlendioxidreduktion in der EU bis zum Jahr 2020 sind nicht ambitioniert, sondern eine Mogelpackung. Das ist ein Ergebnis einer von Greenpeace in Auftrag gegebenen Studie des Wuppertal Instituts für Klima, Umwelt, Energie.
Die Forscher haben die Klimaschutzziele
für Deutschland und Europa untersucht. Auf dem heute in Brüssel
beginnenden Frühjahrsgipfel will sich die EU auf Klimaschutzziele
festlegen. Der Ernst der Lage verlange ehrgeizige Klimaschutzziele,
aber die hätten zur Zeit weder Bundeskanzlerin Angela Merkel noch die
EU, so die Studie.
Im Vorfeld des EU-Gipfels hatte Angela Merkel es als "sehr ambitioniert" bezeichnet, würde sich die EU auf eine Kohlendioxidverringerung um 20 Prozent bis zum Jahr 2020 im Vergleich zum Basisjahr 1990 verpflichten. "Bei Licht betrachtet, ist das aber eine Volksverdummung", so Karsten Smid, Klima-Experte von Greenpeace. "Weil der EU bei ihrer Osterweiterung Kohlendioxideinsparungen faktisch geschenkt wurden, müsste die EU nur weitere fünf Prozent einsparen. Eine 'Vorreiterrolle' - wie Merkel sie fordert - sieht anders aus."
Zwar hatte sich die EU bis zum Jahr 2012 zu einer Verminderung des
Kohlendioxidausstoßes um acht Prozent verpflichtet, und das klingt
so, als würde die EU in den verbleibenden acht Jahren bis 2020
weitere 12 Prozent einsparen. Faktisch ist aber die EU in den letzten
Jahren von 15 auf 27 Staaten gewachsen. Die zehn neuen
Mitgliedsstaaten aus dem ehemaligen Ostblock haben durch den
Zusammenbruch von Teilen ihrer Wirtschaft, wie etwa der
Schwerindustrie, geschenkte Kohlendioxideinsparungen in die EU
eingebracht. Damit, so die Studie, liegt die EU 2012 automatisch bei
einer Einsparung von 15 Prozent.
Die Studie arbeitet heraus, dass eine Vorreiterrolle der EU hieße, die Staatengemeinschaft würde sich zu Verringerungen um 30 Prozent verpflichten. Um das zu erreichen, wäre es wichtig - so die Studie weiter - wenn Deutschland vorangehen würde und Verminderungen für Deutschland von 40 Prozent bis 2020 anbieten würde, ohne seine Zusage an das Verhalten anderer Länder oder der EU zu koppeln.
"So, und nur so könnte der momentane Teufelskreislauf von
Taktieren und Lähmung durchbrochen werden, in dem im Moment noch alle
Staaten dieser Welt gefangen sind, obwohl sie die Dringlichkeit des
Klimaproblems begriffen zu haben scheinen", sagt Smid.
Wissenschaftler warnen, dass zum Kampf gegen die Klimazerstörung nur
noch zehn bis fünfzehn Jahre Zeit bleiben. "Mit ihren halbherzigen
Klimaschutzversprechungen verspielt die Bundeskanzlerin eine
historischen Chance, die ihr auf Grund der Doppelpräsidentschaft des
Vorsitz der EU und des G8-Gipfels zukommt", so Smid. Greenpeace
fordert, dass der G8-Gipfel in Heiligendamm im Sommer 2007 zum
Klimakrisengipfel werden muss und dass Deutschland mit der
Verpflichtung, 40 Prozent seiner Treibhausgase zu senken, offensiv in
die Klimaverhandlungen geht.
Quelle: Pressemitteilung Greenpeace e.V.