Experte kritisiert Mythos der Walfänger „Wale fressen zu viel Fisch“
Archivmeldung vom 06.12.2007
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 06.12.2007 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittInternationale Experten üben erneut Kritik an der von der isländischen und japanischen Walfanglobby fortwährend genutzten Theorie, dass Wale zu viel Fisch fressen und Walbestände aus diesem Grund bejagt werden müssen, um die Walpopulationen gering zu halten.
In seinem von der internationalen Wal- und Delfinschutzorganisation WDCS heute veröffentlichten Bericht „Iceland, Whaling and Ecosystem-based Fishery Management“ fordert der Meeresforscher Dr. Peter Corkeron die Regierungen Islands und anderer Walfangnationen auf, diesem Märchen abzuschwören und selbst die Führung in der Entwicklung zu einem nachhaltigen Fischereimanagement zu übernehmen.
In dem Bericht fokussiert Dr. Corkeron auf die Evaluierung des isländischen Fischereimanagements und zeigt auf, wie Hypothesen für politische Zwecke manipuliert und missbraucht werden. Darüber hinaus kritisiert Corkeron die im Rahmen des so genannten „wissenschaftlichen Walfangprogramms Islands“ durchgeführten Studien.
In einem seiner Beispiele beschreibt er, wie der Bestand des in den 1970er Jahren bedeutsamsten Schwarmfisch Lodde in den vergangenen 40 Jahren mehrfach zusammenbrach und immer wieder mit einem kompletten Fangverbot belegt wurde. Nach dem Zusammenbruch durch Überfischung verhinderten verschiedene Komponenten des Ökosystems eine schnelle Erholung des Bestandes. Begleitende Untersuchungen belegen, dass der sich regenerierende Bestand durch den Kabeljau erneut reduziert wurde. Auch zeigte sich, dass die sich langsam wieder erholenden Heringbestände im Nordatlantik die Larven der Lodde dezimierten. Beide Arten hätten dem ursprünglichen Bestand der Lodde nicht gefährlich werden können, waren aber verheerend für den auf 1/20 geschrumpften Bestand. In keinem Fall seien jedoch Wale für die Dezimierung dieses Speisefischbestandes verantwortlich. Umso mehr verwundert es den Autor, dass am 2. Juli 2007 die Vereinigung der Eigentümer isländischer Fischfangschiffe (LUI) erklärte, die Walfangquote müsse erhöht werden, um die Bestände der Lodde zu schützen.
Grundsätzlich sei ein Fischereimanagement, das die komplexen Verflechtungen des marinen Ökosystems in Betracht zieht, sehr sinnvoll, denn nur so lassen sich Fehler der Vergangenheit vermeiden, meint Dr. Corkeron und folgert:
„Island hat die Möglichkeit, dem restlichen Europa den Weg zu einem verantwortungsbewussten, nachhaltigen Fischereimanagement zu zeigen, das ökologische als auch sozioökonomische Vorteile hat. Die Bejagung von Walen ist dabei jedoch vollkommen überflüssig und ethisch auch nicht mit einem progressiven Ansatz im Fischereimanagement vereinbar.“
Dieser Tage war die japanische Walfangflotte erneut aufgebrochen, um mehr als 1000 Wale (bis zu 935 Südliche Zwergwale, 50 Finnwale und erstmals seit mehr als 30 Jahren auch Buckelwale) in der Antarktis zu jagen. Nach Aussagen der japanischen Walfanglobby fressen „Wale zu viel Fisch“.
Quelle: WDCS