Tausende Schafe sterben bei Langstreckentransport von Europa nach Asien
Archivmeldung vom 08.06.2015
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie internationale Tierschutzorganisation VIER PFOTEN beklagt den qualvollen Tod tausender Schafe während eines Langstreckentransports. Nach einer Fahrt per LKW wurden 13.000 Schafe im Hafen Midia (Rumänien) auf ein Schiff mit dem Bestimmungsland Jordanien verladen. Laut jordanischen Medien starben rund 5.200 Schafe auf dem Schiff nach acht Tagen ohne Futter und Wasser. Der Leiter eines rumänischen Bauernverbands teilte VIER PFOTEN mit, dass die Zahl der toten Tiere sich sogar auf 11.000 beläuft.
VIER PFOTEN fordert ein Ende der Langstreckentransporte und ruft europäische Produzenten dazu auf, Verbrauchern Fleisch von Tieren anzubieten, die in einem Land geboren, gehalten und geschlachtet wurden. Informationen über die Region(en), in der das Tier geboren, gehalten und geschlachtet wurde, sollten außerdem deutlich auf dem Label stehen. Dies sollte zu einer signifikanter Reduzierung der Dauer von Tiertransporten führen.
VIER PFOTEN hat herausgefunden, dass einige Schafe bereits krank oder tot waren und keinen Chip am Ohr trugen, während sie in Midia noch im LKW am Hafentor standen. Nach den Recherchen von VIER PFOTEN gehören die toten Schafe Holder Trade, einer Firma mit Sitz in Rumänien, die 12.000 Schafe und 4.000 Rinder jährlich nach Westeuropa, Afrika und in den Mittleren Osten exportiert und einen jährlichen Umsatz von sechs Millionen Euro verzeichnet. VIER PFOTEN besitzt darüber hinaus Videomaterial, das tote und kranke Tiere ohne Ohrchip in einem Fahrzeug von Holder Trade zeigt, das am Tor des Hafens Midia an der rumänischen Schwarzmeerküste stand. Nach dem Gesetz muss jedes Nutztier kurz nach der Geburt einen Ohrchip erhalten, damit seine Herkunft nachgewiesen werden kann.
Gabriel Paun, Campaigner von VIER PFOTEN: "Wir haben herausgefunden, dass dieses Unternehmen Tiere aus dem ganzen Land für den Export einsammelt, so dass diese schon völlig erschöpft am Hafen ankommen. Bei unserer Ankunft waren die meisten Tiere bereits auf dem Schiff, aber die, die wir im LKW gefilmt haben, durften wohl nicht nach Jordanien einreisen und mussten am zunächst Hafen bleiben – Zielort unbekannt. Dass die Schafe keine Ohrchips trugen, ist illegal.”
Dieser Vorfall ereignete sich wenige Wochen nachdem das jordanische Landwirtschaftsministerium ein achtmonatiges Einfuhrverbot für Nutztiere aus Rumänien aufgehoben hatte. Dort war im Jahr 2014 über den Ausbruch der Blauzungenkrankheit berichtet worden. Nun forderten die jordanischen Behörden, dass das Schiff die toten Tiere entsorgt, bevor sie den gesunden Tieren die Einreise nach Jordanien genehmigen.
"Eine widerliche, aber gängige Praxis bei den Transportunternehmen ist es, die Tiere einfach ins Meer zu kippen. Sie können Krankheiten verbreiten und dem marinen Ökosystem schaden. Schon oft wurden tote Nutztiere von den Wellen an den Strand gespült. Im April erhielten wir die Information von einer toten Kuh, die am Strand von Tel Aviv lag, nachdem 32 Kühe während eines Transports von Rumänien nach Israel gestorben waren”, so Gabriel Paun.
Nach EU-Recht beziehen sich Langstreckentransporte auf Reisen, die länger als acht Stunden dauern. In Anbetracht der durchschnittlichen Größe eines europäischen Staates ist ein Transport, der länger als acht Stunden dauert, in den meisten Fällen schon ein internationaler Transport. Diese Art von Transport per LKW, Schiff oder Flugzeug war früher nicht üblich. Die Zahl an Langstreckentransporten explodierte in den letzten Jahren aufgrund der Nachfrage verschiedener Märkte nach billigem Frischfleisch. Westeuropa zum Beispiel produziert weit verbreitete Rinderrassen wie Charolais, Black Angus, Red Angus, Belgian Blue oder Limousin und schickt diese per LKW nach Osteuropa zur weiteren Zucht und Mast. Aufgrund seiner strategischen geographischen Lage (Verkehrsknotenpunkt und Zugang zum Meer) sammelt Rumänien Nutztiere aus Osteuropa und exportiert sie nach Westeuropa, Afrika, Asien und in den Mittleren Osten.
"Viele Geschäftsleute begreifen nicht, dass es sich hier um lebende Tiere und nicht um Ware handelt. Da immer wieder Tiere bei Langstreckentransporten sterben, ist es völlig klar, dass diese alles andere als angenehm sind. Es geht hier um allerschlimmste Qualen, die ein empfindsames Wesen aushalten muss. Wie streng auch immer die Regeln sein mögen, Massensterben wie in diesem Fall kommen immer häufiger vor. Europäische Staaten sollten Fleisch exportieren und keine lebenden Tiere. Dieser Fall tausender armer Tieren, die qualvoll starben, muss genauer untersucht werden. Die Wahrheit muss ans Licht kommen und die Verbrecher müssen hart bestraft werden”, sagt Gabriel Paun.
Quelle: VIER PFOTEN