Förderung von Agro-Energie aus Monokulturen stoppen!
Archivmeldung vom 27.06.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittROBIN WOOD hat heute in Brüssel gemeinsam mit zahlreichen Umwelt- und Menschenrechtsorganisationen aus der ganzen Welt ein Moratorium für Agro-Energieträger gefordert, die aus Monokulturen der industriellen Land- und Forstwirtschaft stammen.
Das Moratorium soll sich auf alle
Förder-Maßnahmen der EU für Agro-Energieträger sowie auf deren Import
beziehen. Damit wollen die Unterzeichner eines entsprechenden Aufrufs
verhindern, dass durch den Energiehunger der Industriestaaten
industrielle Monokulturen im globalen Süden gefördert werden, die das
Klima schädigen, die Umwelt zerstören und der lokalen Bevölkerung die
Lebensgrundlagen entziehen.
Der Markt für Agro-Energieträger wie Palmöl, Soja oder Zuckerrohr boomt.
In der öffentlichen Debatte werden sie meist als Bioenergie oder
Biokraftstoffe bezeichnet. Doch diese Begriffe sind beschönigend; die
Vorsilbe "Bio" haben diese Energieträger nicht verdient, da sie weder
umwelt- noch sozialverträglich gewonnen wurden.
Beispiel Indonesien. Dort werden für immer neue Palmöl-Plantagen die
letzten Regenwälder niedergebrannt. Durch die Zerstörung der Wälder wird
tausendmal soviel Kohlendioxid freigesetzt, wie durch den Einsatz dieses
Rohstoffes eingespart wird, haben Wissenschaftler der Uni München
errechnet.
Außerdem verknappt und verteuert der Agroenergie-Hype in Europa die
Nahrungsmittel in ärmeren Ländern. Die stark erhöhte Nachfrage der
Energiemärkte hat Palmöl als Nahrungsfett für viele indonesische
Familien mittlerweile unerschwinglich gemacht. Ähnliches lässt sich in
Mexiko beobachten. Die erhöhte Nachfrage der USA für ihre
Ethanol-Produktion trieb den Preis für Mais in für viele arme Menschen
unbezahlbare Höhen und führte in dem mittelamerikanischen Land zur so
genannten Tortilla-Krise. In Kolumbien profitieren paramilitärische
Warlords, die an vielen Orten das lukrative Geschäft mit der Ölpalme
kontrollieren, von den Palmöl-Exporten nach Europa.
Auch die Bundesregierung ist in der Verantwortung. Sie muss im
Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) unmissverständlich klarstellen, dass
nur solche Agro-Energieträger gefördert werden, die nachweislich
ökologisch verträglich und sozial gerecht gewonnen wurden -- auch wenn
sich die Palette der einsetzbaren Stoffe dadurch erheblich verringern
dürfte. Die Verwendung von Palmöl beispielsweise würde dann nicht mehr
gefördert, denn glaubwürdig zertifiziertes Palmöl gibt es nicht auf dem
Markt. Nach Ansicht von ROBIN WOOD und vielen NGOs des Südens wird sich
dies auch nicht ändern. Ölpalmen werden immer in Monokulturen angebaut
-- mit fatalen Folgen für Menschen und Umwelt. Glaubwürdige
Zertifizierungsinitiativen, die die Rechte der lokalen Bevölkerung
achten, gibt es bislang nicht. Außerdem lehnen es viele NGOs des Südens
grundsätzlich ab, dass die Industrieländer ihre Energieprobleme in den
Tropen lösen wollen.
"Gut gemeint, ist noch lange nicht gut gemacht. Die Bundesregierung muss
dringend das EEG nachbessern, damit Regenwaldvernichter und
Verbrecherbanden nicht weiter mit den Fördergeldern aus dem Gesetz
subventioniert werden", fordert ROBIN WOOD-Tropenwaldreferent Peter
Gerhardt.
Quelle: Pressemitteilung ROBIN WOOD