El Niño und La Niña seit dem 18. Jahrhundert stärker als zuvor
Archivmeldung vom 10.05.2011
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie beiden Klimaphänomene El Niño und La Niña ruhten im 11. Jahrhundert weitgehend und sind seit dem 18. Jahrhundert aktiver denn je zuvor. Das berichten Wissenschaftler am International Pacific Research Center der University of Hawaii in der Fachzeitschrift "Nature Climate Change". Interessant ist die Feststellung deshalb, da es zu den beiden das lokale und globale Klima maßgeblich beeinflussenden Phänomenen kaum Daten gab, die länger als 150 Jahre zurückreichten. Nun konnten die Forscher Jahresringe von Bäumen als Archive nutzbar machen.
"Die Handschrift von El Niño und La Niña findet sich in den Baumriesen im Südwesten der USA genauso wie in den Korallen im tropischen Pazifik", erklärt Studienleiter Jinbao Li. Das zeigte sich, als die Forscher Jahresringe von 1.100 Jahre alten Bäumen in Kalifornien mit Temperaturaufzeichnungen des Pazifiks verglichen. Hier stimmten die Ergebnisse ebenso überein wie auch mit Isotopen-Messungen von Korallen. Bescherte die warme Ostpazifik-Oberfläche Kalifornien in El Niño-Phasen feuchte Winter und den Bäumen weite Ringe, so verhielt es sich in La Niña-Jahren genau umgekehrt.
So ergab die aktuelle Forschung, dass die Ausprägung von El Niño oder La Niña im vergangenen Jahrtausend stark schwankte. Am schwächsten war das Klimaphänomen im mittelalterlichen Klimaoptimum, am stärkste seit dem 18. Jahrhundert. In Zeiten warmer Ozeantemperaturen waren sowohl El Niño als auch seine Gegenspielerin stärker ausgeprägt als sonst, während es in bei kühleren Meerestemperaturen - wie etwa im Mittelalter - nur wenig Abweichungen vom Langzeitmittel gab.
Große Unbekannte im Klimamodell
Die Bedeutung von El Niño und La Niña - womit Wärme- und Kältephasen im tropischen Ostpazifik bezeichnet werden - ist kaum zu unterschätzen. Laut PIK-Potsdam-Forschungen gehören die beiden Phänomene zu den wichtigsten Kippelementen des Weltklimas - neben dem Polareis, dem Amazonas-Regenwald, den Monsunsystemen sowie dem Golfstrom. "Sind El Niño und La Niña stark ausgeprägt, so kann das zu Wetterkatastrophen rund um den Pazifik führen", erklärt der Klimaforscher Herbert Formayer http://www.wau.boku.ac.at/klima gegenüber pressetext.
Wie sich die beiden Erscheinungen in Zukunft verhalten, ist jedoch noch ungewiss. "Wir wissen nicht, ob sie sich im Zuge des Klimawandels ebenfalls verstärken - oder nicht", so Formayer. Eine Hürde stellt die bisher noch geringe Datenlage dar. "Außer auf Luftdruck- und Temperaturaufzeichnungen von Satelliten und der Seefahrt greift die Forschung auf Korallen und Sedimente zurück. Sollte es nun gelungen sein, mit den Jahresringen von Bäumen eine durchgehendes Archiv für mehrere Jahrhunderte zu erhalten, wäre dies ein wichtiger Fortschritt." Da es sich um indirekte Nachweise handle, seien aussagekräftige Rückschlüsse allerdings nur bei besonders ausgeprägten El Niño/La Niña-Jahren zu erwarten.
Quelle: www.pressetext.com Johannes Pernsteiner