Defizite im Naturschutz der Länder bestehen fort
Archivmeldung vom 17.02.2006
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 17.02.2006 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Jens BrehlMit einem knappen Zehntel seiner Fläche liegt Deutschland bei der Umsetzung der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie unter dem europäischen Durchschnitt von 12 Prozent. Zwar hätten Niedersachsen, Nordrhein- Westfalen, Schleswig-Holstein, Hamburg, Bremen und Rheinland-Pfalz auf Druck der EU-Kommission noch einige bedeutsame Naturschutzflächen nachgemeldet.
Viele seltene Tier- und
Pflanzenarten blieben jedoch ungenügend geschützt, kritisierte der
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). Am 19. Februar
endet die von der EU-Kommission gesetzte Frist, schützenswerte
Flächen gemäß der FFH-Richtlinie zu melden. Insgesamt seien bislang
rund 3,5 Millionen Hektar nach Brüssel gemeldet worden.
Gerhard Timm, Bundesgeschäftsführer des BUND: "Die Länder dürfen
sich jetzt nicht zurücklehnen und den Eindruck erwecken, es wäre
alles getan. Die nach Brüssel gemeldeten Flächen müssen auch
rechtlich geschützt werden. Außerdem müssen Pläne zur ökologisch
verträglichen Pflege und Bewirtschaftung der Gebiete aufgestellt
werden. Bundesregierung und Länder können nun gemeinsam zeigen, wie
viel ihnen der Schutz bedrohter Tier- und Pflanzenarten wert ist."
Dem Land Niedersachsen warf der Umweltverband vor, 80 000 Hektar
wertvoller Flächen zuwenig nach Brüssel gemeldet zu haben. Dazu
gehörten auch 6500 Hektar, die bereits gemeldet worden waren und dann
wieder aus der Meldeliste gestrichen wurden. Neben dem Verlust
wertvoller Naturschutzflächen bestehe damit die Gefahr, wegen der
ungenügenden Umsetzung der FFH-Richtlinie Strafzahlungen in
Milliardenhöhe aufgebürdet zu bekommen.
Auch in anderen Bundesländern gebe es Defizite. So wolle Nordrhein-Westfalen nur etwas mehr als fünf Prozent seiner Landesfläche dem Naturschutz widmen. Der Schutz seltener Tier- und Pflanzenarten werde zudem immer wieder hinter wirtschaftlichen Interessen zurückgestellt. Beispielsweise sei der Hambacher Forst das wichtigste Refugium zum Erhalt einer gefährdeten Fledermausart in NRW und weiterer bedrohter Arten. Weil sich dort auch ein Braunkohlevorkommen befindet, habe die Düsseldorfer Landesregierung dieses Gebiet aus der Liste gestrichen und andere unbedeutendere Flächen nach Brüssel gemeldet.
Quelle: Pressemitteilung BUND